MAG.A DR.IN

Irene-Dyk-Ploss

Universitätsprofessorin, Journalistin, Landtagsabgeordnete, Gründerin des ersten Kinderschutzzentrums, wissenschaftliche Leiterin der Oberösterreichischen Akademie für Gesundheitsberufe

Interview

Die 1947 in Bad Goisern geborene Irene Dyk-Ploss war die erste Frau, die an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Linz habilitiert wurde und hier auch eine Professur erhielt. Innerhalb ihrer Familie war sie die erste, die einen Maturaabschluss machte.

Auf der Suche nach einer Alternative zum eigentlich gewünschten Medizinstudium wurde sie über die Studienberatung auf die 1966 eröffnete Linzer Hochschule für Sozial-und Wirtschaftswissenschaften und die Studienrichtung Soziologie aufmerksam.

Da Irene Dyk-Ploss das Studium in sieben Semestern schaffte, musste sie danach ein Semester auf ihre Sponsion warten, war aber schon am Österreichischen Institut für Arbeitsmarktpolitik tätig. Neben ihrer Arbeit in der Arbeitsmarktforschung dissertierte sie und korrigierte die Druckfahnen der Dissertation im Wochenbett. Nach einer verkürzten Karenzzeit war ihre Mutter für die Familie da, heute schließt sich der Kreis und sie fährt ein- bis zweimal im Monat nach Graz in ihrer Funktion als Mutter einer Soziologin und Großmutter zweier Enkelkinder.

Zusätzlich zu ihrer Forschungstätigkeit in der Arbeitsmarktpolitik, zum Unterricht an der Sozialakademie und zu ihrer journalistischen Arbeit, unter anderem für den ORF, war sie ehrenamtlich im Zentrum Spattstraße aktiv. In diesen Funktionen ergaben sich natürlich auch politische Kontakte, die sie schließlich in den Oberösterreichischen Landtag führten, dem sie von 1979 bis 1996 angehörte. Ein ihr 1986 angebotenes MinisterInnenamt (Gesundheit und Familie) schlug sie aus, war ihre Tochter zum damaligen Zeitpunkt gerade erst 13 Jahre alt.

Aber es gab auch sonst genug zu tun: Dyk-Ploss rief die Aktion „Allein mit dem Kind“ ins Leben, gründete das erste österreichischen Kinderschutzzentrum, hatte Funktionen in zahlreichen Sozialeinrichtungen und die wissenschaftliche Leitung der Oberösterreichischen Akademie für Gesundheitsberufe. Einige Jahre betreute sie auch das Fernstudienzentrum an der Linzer Universität. Ihr Lieblingsprojekt, an dem sie gemeinsam mit der Historikerin Dr.in Brigitte Kepplinger und dem Psychologen Walter Hanke arbeitete, war von 1999 bis 2003 eine Seminarfolge zum Thema „Geschichte und Demokratie“ zur Resozialisierung von rechtsradikalen Jugendlichen im Rahmen der damals neu geschaffenen rechtlichen Maßnahme der Diversion bzw. der Auflage zur bedingten Verurteilung. Das Projekt fand internationale Beachtung.

Im Jahr 2009 emeritierte Irene Dyk-Ploss, sie ist noch immer journalistisch aktiv, betreut fallweise wissenschaftliche Arbeiten und hält gelegentlich Vorträge. 2014 wurde sie, wieder gemeinsam mit Dr.in Brigitte Kepplinger, von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer mit der Kuratierung der Landes-Sonderausstellung „Hilfe. LebensRisken – LebensChancen“ in Gallneukirchen betraut.

Irene Dyk-Ploss ist geschieden und mit einem Vorarlberger Mathematiker, der ihre Liebe zum Salzkammergut teilt, wiederverheiratet. Über sich selbst sagt sie: „Ich sehe mich sicher als emanzipiert, als Feministin – aber symbolische Aktionen wie das Binnen-I  halte ich für verzichtbar.“ #MeToo ist für sie ein wichtiger Beitrag zur Bewusstseinsbildung, verstelle aber den Blick auf Probleme von Frauen in Entwicklungsländern, auf der Flucht oder in Lagern. Hier fehlen weltweite medienwirksame Solidaritätskundgebungen, wie Dyk-Ploss bemerkt.

„Den Frauen, die Selbstbewusstsein brauchen, wünschte ich Eltern, wie ich sie hatte. *Du kannst alles, was Du willst*, haben sie mir stets vermittelt.“

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre