Eine Apotheke ist ein Ort, wo Produkte angeboten werden, die entweder gesund machen oder gesund und glücklich. Man findet dort Pillen, Salben, Pflaster, Hustensirupe, Emulsionen, Crèmen und allerlei Medikamente aus der großen Welt der pharmazeutischen Industrie.
Für Ulrike Mursch-Edlmayr, die im beschaulichen Neuzeug bei Steyr die Steyrtal-Apotheke eröffnete, umfasst der Begriff Gesundheit aber viel mehr, als nur Produkte zur Heilung und Prophylaxe anzubieten. Und so nannte sie ihre Apotheke nicht Apotheke sondern Gesundheitsgreißlerei und begann, dort auch Produkte zu verkaufen, die ganz einfach Freude machen und vordergründig nichts mit einer Apotheke zu tun haben.
Gesundheit und Glücklichsein gehören für die seit 25 Jahren verheiratete Mutter dreier Kinder untrennbar und in einem komplexen Verhältnis zueinander zusammen. Und so erstaunt es nicht, dass sie neben Medikamenten und schönen Dingen, die sie verkauft, auch für gute Arbeitsbedingungen sorgt, ihren MitarbeiterInnen eine Vielzahl von Arbeitsmodellen anbietet, Dienstwohnungen zur Verfügung stellt, Ausbildungsprogramme unterstützt und damit ihre Greißlerei zu einem Ort der Begegnung und des sozialen Wohlbefindens für den kleinen Ort und für die ganze Region ausbaute. Dies bietet insbesondere den Frauen in ihrem Team die Möglichkeit, eine optimale Balance zwischen Familie und Beruf aufzubauen. Dass dies im Apothekergewerbe, das seit Generationen von Männern dominiert und gesteuert wird, nicht gut aufgenommen wurde, verwundert ganz und gar nicht.
Für Ulrike Mursch-Edlmayr hat sich die Entscheidung, gegen den Strom zu schwimmen und sich gegen die Gepflogenheiten der Branche zu stellen am Ende aber doch gelohnt. Sie hat heftige Diskussionen und damit ein Umdenken in der gesamten Branche ausgelöst, an deren Ende sie nach über 70 Jahren männlicher Dominanz zur ersten Vorsitzenden der Österreichischen Apothekerkammer gewählt wurde.
Sie erkannte, dass Frauen, insbesondere wenn sie sich für eine Familie entscheiden, andere Lebensmodelle benötigen als Männer, die sich vollumfänglich der Karriere widmen und sich dabei auf ein lange gewachsenes, etabliertes System der Unterstützung, auf Netzwerke und auf gesellschaftliche „Wahrheiten“ verlassen können. Frauen brauchen viel flexiblere Rahmenbedingungen, um unterschiedlichste Aufgaben und Rollen zwischen Familie, Kindern, Beruf und Gesellschaft in unterschiedlichsten Lebensabschnitten unter einen Hut bringen zu können. Frauen brauchen auch mehr MUT, um ihre eigenen Bedürfnisse zu manifestieren, für ihre Leidenschaften und Passionen einzustehen, ohne sich nur für das eine oder das andere entscheiden zu müssen. Sie brauchen mehr Selbstbewusstsein und gesellschaftliche Unterstützung, um an ihre Grenzen gehen, herausfordernde Jobs und Funktionen angehen zu können. Sie müssen und sollen selbstbewusst die Herausforderungen annehmen, ins kalte Wasser springen und sich nicht vor Konsequenzen fürchten.
Dass man dies nicht einfach politisch oder gesellschaftlich einfordern kann, ist für die Managerin des Jahres 2014 klar. Die große Aufgabe besteht insbesondere darin, dass Frauen die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufbauen und anbieten, die es anderen Frauen ermöglichen, in Lebensabschnitten zu planen, die unterschiedlichsten Bedürfnisse im sozialen und beruflichen Umfeld überhaupt erfüllen und für die Gesellschaft als Ganzes nutzen zu können. Teil eines komplexen Universums von Kleinigkeiten zu sein, um die Gesellschaft als Ganzes gesünder und glücklicher zu machen, sieht sie auch zukünftig als Aufgabe in der Gesellschaft.
„Es sind die Kleinigkeiten, die glücklich machen.“