Gerlinde Penetsdorfer

Landwirtin, Mostsommelière

Interview

Einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Viehzucht und Ackerbau zu betreiben stellt für viele Bauern eine große wirtschaftliche Herausforderung dar. Gerlinde Penetsdorfer und ihr Mann Karl haben sich bereits vor Jahren überlegt, wie man den Ertrag des Hofes steigern könnte. Da neben der Schweinemast auch hunderte Obstbäume auf dem Grund stehen, entstand die Idee, die Mostproduktion anzukurbeln und zu veredeln.

Das nötige Handwerkszeug erwarb sich Gerlinde Penetsdorfer durch die Ausbildung zur „Mostsommelière“. Der nächste Schritt war die Eröffnung eines Verkaufsraums, der „Mostothek“, in der man aus hochwertigen Mostvariationen wie Frizzante, Säften und alkoholreduzierten Getränken wählen kann. Gab es auch anfangs Skeptiker, waren diese bald von der hohen Qualität der innovativen Produkte überzeugt. 

Da die Räumlichkeiten im alten Gewölbetrakt in Oberndorf bei Schwanenstadt ein tolles Ambiente bieten, wurde die Mostothek zum Veranstaltungsraum. Heute ist dort von April bis September immer donnerstags ab 16 Uhr die Buschenschank geöffnet. Eine zusätzliche Auslastung bringen Veranstaltungen wie Geburtsfeiern, Feste und Hochzeiten. Auch Reisegruppen kehren nach Ausflügen gern bei den Penetsdorfers ein und genießen die regionalen Produkte.

Mühsam wird es für Gerlinde immer dann, wenn den Betrieben wieder neue Auflagen erteilt werden. „Manchmal ärgere ich mich schon, wenn man sich bemüht, fleißig arbeitet und einem von politischer Seite immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, wie zum Beispiel die Registrierkassenpflicht.“ Umso mehr MUT erfordert es, immer wieder in den Betrieb zu investieren – mit dem Vertrauen darauf, dass die Saat auch aufgeht. Durch diesen Mut fällt es nun leichter, den Familienbetrieb weiterzuführen.

„Genussspechtln“ – ein Projekt, das gemeinsam mit einer Schnapsbrennerei und einem Gemüsehof ins Leben gerufen wurde, liegt Gerlinde Penetsdorfer besonders am Herzen. Das Genussspechtln ist eine Wanderung rund um Schwanenstadt, die unter dem Motto “Genießen, bewegen und Heimat erleben” steht. Jedes Jahr am 26. Oktober kommt man in den Genuss, von Hof zu Hof zu wandern und sich dabei kulinarisch verwöhnen zu lassen. Zwischenstationen und ein Rahmenprogramm wie Trachtenmodeschau, Musik oder Kochvorführungen bereiten den Besuchern einen abwechslungsreichen Tag.

Die Herausforderung dabei ist der große finanzielle und arbeitstechnische Aufwand sowie das Wetterrisiko. Trotzdem lässt sich das Organisationsteam rund um Penetsdorfer nicht entmutigen. Jedes Jahr werden neue Kooperationspartner gesucht, Zelte aufgestellt und darauf vertraut, dass die Veranstaltung wieder ein voller Erfolg wird. Ihre Motivation sind die zufriedenen Gesichter der zahlreichen Besucher.

„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist leichter geworden und ich finde es schön, dass sich Frauen heute im Beruf verwirklichen können. Aber ich denke, dass andere Bereiche darunter leiden. Was für die Frauen heute ein Fortschritt ist, ist meist doch zum Nachteil der Familie und der Kinder“, bedauert sie.

Selbstbewusstsein ist für beruflichen Erfolg jedoch unverzichtbar. „Jede Frau muss zuerst ihre Stärken kennen, sie hervorheben, bevor sie ihre Fähigkeiten an das Umfeld weitergeben kann. Kraft schöpfte ich aus dem Lob, das ich für meine Produkte erhalte. Und wenn es anstrengend wird – nur nicht entmutigen lassen!“

Bei Gerlinde Penetsdorfer, die sich selbst als fleißig und familiär bezeichnet, spürt man, dass sie eine selbstsichere, moderne Frau mit Hausverstand ist. Ihr liegt viel daran, ihren drei Kindern Werte wie gemeinschaftliches Arbeiten und Bodenhaftung zu vermitteln. Ihr Mann, der in seiner Frau eine kompetente, gesellige Partnerin sieht weiß, dass, wer mit Menschen arbeitet, Menschen mögen muss – so wie seine Gerlinde es tut.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre