Viktoria Tischler

Geschäftsführerin der Landesgeschäftsstelle Oberösterreich des Hilfswerks, Managerin des Jahres 2004

Geschichte

Der Lebenslauf von Viktoria Tischler zeigt ihre starke Zielstrebigkeit, die sie als junge Frau bewiesen hat, um das Studium der Betriebswirtschaftslehre zu absolvieren. Keine Tätigkeit war ihr zu minder, weder Kellnern, Schneidern noch Putzen. Dazu kamen noch die Zweifel ihrer Eltern am Studium und somit quartierte sich die angehende Betriebswirtin im Heim der Barmherzigen Schwestern in Linz in einem zwölf Quadratmeter kleinen Zimmer ein.

Nun ist sie Geschäftsführerin der Landesgeschäftsstelle Oberösterreich des Hilfswerks. Das Hilfswerk Oberösterreich  bietet seit über 20 Jahren Leistungen im Bereich Gesundheits- und Sozialdienste, in der Kinderbetreuung und im Familienservice. Neben der Landesgeschäftsstelle in Linz gibt es in Oberösterreich 18 Familien- und Sozialzentren des Hilfswerks mit 1370 Beschäftigten und 300 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen.

Sie sei zu wenig brutal, wurde ihr gesagt. Ihre klare Entscheidung, keine Person über 50 zu kündigen, zeigt, mit welch großem Herzen und welcher Lebensphilosophie Tischler ans Werk geht und somit war der berufliche Wechsel von der Geschäftsführung von Adecco zum Hilfswerk entschieden. Fehlende Qualifikationen, die sie in ihrer Führungsposition brauchte, erlangte sie durch Seminare, die sie berufsbegleitend absolvierte und vieles durch Learning by doing.

Gesellschaftlich erkennt Tischler einen enormen Druck, der auf Frauen lastet. Ständig wird Selbstoptimierung gefordert, etwa durch die Frage „Was habe ich nicht?“. Diese Frage gehört ihrer Meinung nach mit einer entscheidenden Frage getauscht, nämlich  mit „Was habe ich?“, um das Denkmuster zu durchbrechen und den Schlüssel für mehr Selbstbewusstsein zu erkennen. Das Resultat des internationalen Global Gender Gap Reports 2017, in dem Österreich Platz 57 von 144 belegt, sieht sie als alarmierendes Zeichen für die Weiterentwicklung Österreichs. Island, Norwegen und Finnland sind hier die absoluten Vorreiter und sollten als Vorbilder genommen werden. Kompromisslose Lohnangleichung, Karenz für Männer und die Kostenerstattung für Verhütungsmittel für Frauen sind ihr wichtige Punkte zur Gender Equality.

Mit voller Motivation arbeitet Tischler an ihrem Ziel, das Hilfswerk zu prägen und noch bekannter zu machen. Sie legt großen Wert auf menschliche Würde und Wertschätzung und will das Leben vieler OberösterreicherInnen verbessern. Ihre KollegInnen beschreiben sie als hart in der Sache, aber herzlich im Umgang. Ehrgeizig und diszipliniert setzt sie sich als Fachgruppenobfrau in der Wirtschaftskammer OÖ für die Interessen der Berufsgruppe der Personenberatung und -betreuung ein. Sie vertraut auf ihr authentisches Selbst und dass sich Dinge immer von selbst lösen. Wie bereits die deutsche Verlegerin Aenne Burda feststellte: „Man kann meist viel mehr tun, als man sich gemeinhin zutraut.“

Für die Zukunft wünscht sich Tischler eine Gesellschaft mit humanistischen Werten und dass Frauen klar entscheiden, wie ihre Art zu leben auszusehen hat und wodurch sich frau selbst verwirklichen kann. Es sollen verschiedene Lebensentwürfe von der Gesellschaft angenommen und nicht verurteilt werden, egal ob sich frau für Karriere oder Familienglück entscheidet.