Die jüngste Bürgermeisterin Österreichs lässt gleich auf mehreren Ebenen aufhorchen. Jung, weiblich, dynamisch belegt sie als „Rote“ erstmals das Bürgermeisteramt in Altmünster. Noch während ihrer Studien – Kommunikationswissenschaften und Slawistik in Salzburg sowie Lehramtsstudien in Linz – hat sich Feichtinger bereits politisch für ihre Heimatgemeinde engagiert. Im Nationalrat ist sie als eine der neuen Jungen reguläres Mitglied in den Ausschüssen für ländlichen Raum, Unterricht sowie Umwelt.
Als Bürgermeisterin ist sie berührt, wenn sie Menschen helfen kann, seien es alleinerziehende Mütter vor einem finanziellen Engpass oder ältere Menschen, die sich mit ihrer Mindestpension ein Hörgerät nicht leisten können.
In den letzten paar Jahren hat sich viel getan in Feichtingers Leben: die Hochzeit mit Florian im Jahr 2015, die Wahl zur Bürgermeisterin, die einen Tag nach der Hochzeit ungeplant daherkam und die Wahl zur Nationalratsabgeordneten zwei Jahre später. Ihre Offenheit, Authentizität, Ehrlichkeit und ihre Geduld haben sie dort hingebracht, wo sie heute ist. Emotional unterstützt hat sie dabei ihr Mann, der immer ein offenes Ohr hat, wenn sie etwas belastet, ihr gut zuredet, ähnlich wie ihr Papa. Auch die vielen Menschen, die ihr das Vertrauen ausgesprochen haben, haben ihr Mut gemacht. Mut, den sie für die Kandidatur für das Bürgermeisteramt gebraucht hat.
Auf die Chancen der Frauen in der Arbeitswelt in anderen Ländern Europas angesprochen verweist Feichtinger auf die Ergebnisse des Global Gender Pay Gap Reports, aus dem hervorgeht, dass Frauen in den nördlichen EU-Staaten mehr Möglichkeiten und Chancen haben, Familie und Beruf zu vereinbaren, als hierzulande. Die Beschäftigungsquote der Frauen ist dort höher, sie werden gleich bezahlt wie Männer, Karriere und Kindererziehung sind parallel gut möglich und sogar selbstverständlich. Die Mütter wissen ihre Kinder gut behütet und zwar durch Einrichtungen sowie Pädagoginnen, die in den Familien Kinder betreuen. Um das leistbar zu machen, schließen sich mehrere Familien zusammen und beschäftigen gemeinsam eine Pädagogin.
Feichtinger sieht bei einem Großteil der Frauen jetzt bereits eine Umkehr in Richtung mehr Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Eigenverantwortung. Das ist genauso erfreulich wie die Tatsache, dass junge Männer heute selbstverständlich die Aufgaben in Haushalt und Familie mit ihren Frauen teilen.
Ein besonderes Anliegen ist Feichtinger neben der Gleichstellung von Frauen, der Diskriminierung von Randgruppen sowie Menschen mit einer unheilbaren Grunderkrankung entgegenzuwirken. Sie selbst, eine Frau voller Schaffenskraft, musste als Epileptikerin massivem Gegenwind standhalten, als in einem anonymen Mail an die Bundespartei aufgrund ihrer Epilepsie ihre Kompetenz infrage gestellt wurde. Abgestempelt, quasi unbrauchbar! Sie möchte Zeichen setzen und die Gesellschaft dafür sensibilisieren, dass trotz Grunderkrankung Großes möglich ist. Frauen möchte sie ermutigen, sich zu vernetzen, gegenseitig zu bestärken, nicht aufzugeben und selbstbewusst ihre Ziele zu verfolgen. Ständige Weiterbildung ist ihr persönlich sehr wichtig und legt sie auch allen Frauen ans Herz, die sich weiterentwickeln möchten.
Auf der Wiese der begeisterten Künstlerin – sie schnitzt beispielsweise Adler oder Bären bis zu eineinhalb Meter Höhe mit der Motorsäge – findet man statt klassischer Haustiere Zwergesel und Walliser Schwarznasenschafe sowie Bienenvölker, die sie mit ihrem Mann gemeinsam betreut. Kraft schöpft sie bei ihrem Mann, ihrer Familie, den Tieren – allen voran den Eseln, die mit ihrer Freundlichkeit, Geselligkeit und Klugheit ein Türöffner zum Herzen der Menschen sind und viel Spaß und Vielfalt in den Alltag bringen. Sie genießt einfach die Natur und ist glücklich, in dieser schönen Region leben zu dürfen.