Als Mutter von fünf Kindern, von denen bereits zwei Töchter am Biobauernhof mitarbeiten, gehört Ilse Achleitner zu den Pionierinnen dieser gesunden Entwicklung. Mitte der 80er-Jahre begann am Hof ihres Mannes in Eferding der Verkauf im Hofladen und die Direktvermarktung von biologischen Produkten. Ein großer Erfolg wurde die Biokiste, die mit einer Fibel über den Wert und die Verwertung biologischer Nahrungsmittel ergänzt wurde. Die Familie Achleitner hat dabei immer auf hochwertig produzierte Produkte aus Österreich und die saisonale Abstimmung geachtet. Bei Südfrüchten wird nur Fairtrade-Ware angeboten. Humanitäre und durchschaubare Strukturen haben nach wie vor oberste Priorität in den betrieblichen Abläufen.
Heute werden in der eigenen Küche hausgemachte Produkte hergestellt und im Biohof verkauft. Die Liebe zu „bio“ hat auch ihre Tochter erfasst, die im privaten Rahmen sogar Kochkurse veranstaltet, um die Menschen in ihrem Umfeld für gesunde Ernährung zu begeistern.
Hochwertige Produkte sollen für die Käufer auch ansprechend und würdig präsentiert werden, weshalb das Gebäude für den Direktverkauf erweitert wurde. Das Wohlwollen, mit welchem dies von der Bevölkerung aufgenommen wird, spricht für diese Entscheidung.
Eine große Herausforderung war, als die Familie vor etwa zehn Jahren marktbedingt und personell an ihre Grenzen stieß. Sich Hilfe in Form eines Betriebsberaters zu holen, war ein wichtiger und richtiger Schritt, welcher die Firmenphilosophie noch einmal grundlegend verändert hat. Diese Entwicklung ist für Ilse Achleitner eine enorme Bereicherung. „Mitarbeiter und Führungskräfte sind heute in alle Entscheidungsprozesse einbezogen, was sich besonders auf deren Motivation auswirkt. Außerdem haben uns die Mitarbeiter das Vertrauen gegeben, dass wir den Umschwung nach der Umstrukturierung nun gut schaffen werden.“
Einmal pro Woche gibt es ein Gremium, den „grünen Tisch“, an dem alle fünf Branchen, die in der Firma vertreten sind, teilnehmen. Die neuen Strukturen üben einen großen Reiz aus und haben die Mitarbeiter veranlasst, auch abteilungsübergreifend Arbeiten zu erledigen oder sich durch Jobrotation für andere Abteilungen zu interessieren.
Ilse Achleitner wurde durch die Liebe ihrer Eltern eine gefestigte Persönlichkeit. Sie ist keine Emanze, sondern lebt ihr Frausein aus einem spirituellen Kontext heraus. Sie weiß, wer sie ist und dass es gut ist, wie sie ist. Ohne es an einer Religion festzumachen, fühlt sie sich aus einem Gottvertrauen heraus geliebt. Alles, was Gott ihr zu Füßen legt, nimmt sie dankbar an und überlegt, was sie daraus machen kann.
„Ich fühle mich gesegnet, weil sehr vieles in meinem Leben geglückt ist. Und Glück ist für mich auch, daheim hinter dem Herd zu stehen, zu kochen und mit meinen Kindern im Gespräch zu sein. Die Küche als wärmendes Zentrum ist der Ort, wo sie mir immer am meisten erzählen.“ So einfach fühlt sich Glück manchmal an.
Achleitner rät Frauen, ihren Erfolg nicht nur über die berufliche Karriere zu definieren. Den Selbstwert kann man auch als Mutter steigern, eine Leistung, die in unserer fortschrittlichen Welt nicht gebührend honoriert wird, auch nicht finanziell.
Ihr enormes Arbeitspensum hat sie oft durch ihr tragfähiges Netzwerk und die gute Partnerschaft geschafft. Beides muss man jedoch pflegen. „Mein Mann und ich schätzen gegenseitig unsere Stärken, übersehen die Schwächen und reflektieren regelmäßig unser Leben“, verrät sie.
Sie selbst charakterisiert sich als harmoniebedürftig, authentisch, empathisch, kreativ, interessiert und kritisch. „Ich sehe mich mit einer inneren Größe ausgestattet, ohne Dominanz. Und als inspirierende Frau, die andere gern mitreißt, wenn mich etwas begeistert. Mein Mann sagt über mich, dass ich charakterfest, fröhlich, einfühlsam und g’spürig bin.“ Eine wunderbare Basis für ein gemeinsames, erfolgreiches und schöpferisches Leben.