Judith Kopp DGKP

Gründerin MOKI – OÖ

Geschichte

Ein Berufswunsch, der das Leben von Kindern und ihren Familien entscheidend verändern sollte: Bereits in jungen Jahren wusste Judith Kopp, dass sie in ihrem späteren Berufsleben das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen wollte. Nach jahrelanger Erfahrung als Pflegerin im Bereich der Kinderkranken- und Säuglingspflege gründete sie schließlich zu Beginn des neuen Jahrtausends den gemeinnützigen Verein MOKI – OÖ, der bis heute in der mobilen Kinderkrankenpflege wegweisend ist. Mit unermüdlichem Engagement und großer Leidenschaft ebnete sie damit den Weg für eine professionelle Betreuung der jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft, die nicht nur das Leben schwerstkranker Kinder wesentlich verbessert, sondern auch deren pflegende Angehörige entlastet. Selbst nach ihrer Pensionierung im Herbst 2022 bleibt Judith Kopp ihrem Verein treu und ist mit ihrer ausgeprägten sozialen Ader und ihrem fachlichen Know-how eine maßgebliche Bereicherung für das oberösterreichische Gesundheitswesen.

Frau Kopp, können Sie bitte Ihren Werdegang in Stationen und markanten Weggabelungen kurz skizzieren?

 

Schon seit meiner frühen Jugend war für mich ganz klar: Mein Beruf soll mit Kindern/ Jugendlichen zu tun haben. 1982 erhielt ich das Diplom der Kinderkranken- und Säuglingspflege an der Kinderklinik in Linz (heute KUK Med Campus IV). Danach war ich zwölf Jahre als DGKP, also als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, auf der Chirurgie und der interdisziplinären Intensivstation in der Kinderklinik Linz tätig.

1993 kam meine Tochter Nadja auf die Welt, 1995 folgte die Geburt meiner Tochter Sonja. 1999 war die große Überlegung, beruflich wieder auf die interdisziplinäre Intensivstation zurückzukehren oder mit der mobilen Kinderkrankenpflege zu starten, die damals in Oberösterreich noch nicht etabliert war. Anfang 2000 gründete ich dann gemeinsam mit meiner Kollegin Judith Sturmberger-Sambs den gemeinnützigen Verein MOKI – OÖ, mit welchem wir den Weg für eine oberösterreichweite, professionelle Kinderhauskrankenpflege bereitet haben. Zusätzlich absolvierte ich berufsbegleitend einige Weiterbildungen und viele Fortbildungen, wie die Universitätslehrgänge „Palliative Care für Kinder und Jugendliche“ und „Basales und mittleres Pflegemanagement“.

Gab es anfängliche Hindernisse bei der Vereinsgründung und wie hat sich der Verein seitdem entwickelt?

Finanzielle Unsicherheit und mangelndes Gehör in der Politik waren anfangs eine große Herausforderung. Danach folgten Jahre des Aufbaus und der Weiterentwicklung von MOKI – OÖ, in denen ich die Funktion als Geschäftsführerin ebenso wie die Betreuung einiger schwersterkrankter Kinder und derer Familien meisterte. Im Jahr 2000 betreuten wir zu zweit 11 Patienten, im Jahr 2022 betreuten dagegen 34 DGKP 386 Patienten oberösterreichweit.

Was ist Ihre heutige Position und Rolle, wie definieren Sie Ihren Beruf?

 

In 22 Jahren habe ich mit viel Herzblut, Freude und Kompetenz ein Team von hochmotivierten, engagierten und topqualifizierten Kinderkrankenpflegepersonen für MOKI – OÖ um mich versammelt, die den Gründungsgedanken immer mitgetragen und weiterentwickelt haben und auch nach meiner Pensionierung im November 2022 weitergestalten. Mit meiner langjährigen, äußerst kompetenten stellvertretenden Geschäftsführerin Heike Schwaiger, die die Geschäftsführung von MOKI – OÖ übernommen hat, und unserer geschätzten und sehr erfahrenen Kollegin Susanne Silber, die die stellvertretende Geschäftsführung übernommen hat, ist der Fortbestand von MOKI – OÖ gesichert. Dafür bin ich maximal dankbar.

Auch heute arbeite ich noch geringfügig in der Pflege von zwei meiner langjährig betreuten Patienten bei MOKI – OÖ mit. Seit Anfang des Jahres habe ich mit dem „Impulsströmen“ eine neue Ausbildung begonnen, die ich schon lange machen wollte und die mir sehr große Freude bereitet.

Haben Sie in Ihrer Tätigkeit je einen Unterschied zwischen Mann und Frau wahrgenommen bzw. wie wurden Sie in Ihrer Arbeit mit der Unterschiedlichkeit der Geschlechter konfrontiert?

 

Nachdem in der Kinderkrankenpflege vorwiegend Frauen den Beruf ausüben, wurde ich nie mit der beruflichen Unterschiedlichkeit konfrontiert. Eine besondere Herausforderung in den Anfangsjahren von MOKI – OÖ war jedoch die Auseinandersetzung mit den politischen Entscheidungsträgern, die vorwiegend männlich besetzt waren. Jahrelang war es ein Kampf, finanzielle Mittel zur Etablierung der mobilen Kinderhauskrankenpflege zu erhalten.

Wurden Sie in Ihrem beruflichen Werden je durch Ihr Frausein in die Schranken gewiesen oder sind Sie dadurch je in Ihrer Karriere ausgebremst worden?

 

Nein, durch mein Frausein wurde ich in meiner beruflichen Laufbahn nie ausgebremst.

Meine MOTIVATION ist, …

Frauen aufzuzeigen, was Frauen alles leisten – im Beruf und in der eigenen Familie –, immer nach vorne zu schauen, sich gegenseitig zu stärken, füreinander da zu sein.

Den Mut haben, Dinge, die nicht gut laufen, zu verändern, neue Wege zu suchen und zu finden.

 

Meine Motivation MOKI – OÖ aufzubauen:  eine familienfreundliche, kostengünstige, professionelle und strukturentlastende Struktur aufzubauen, die die Pflege von Frühgeborenen, schwerkranken, chronisch kranken, langzeitbeatmeten und palliativen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in deren Zuhause ermöglicht, und Familien zu entlasten, zu stärken und zu beraten.

 

Mein ANTRIEB:

Familien mit schwerkranken Kindern brauchen authentische, liebevolle und professionelle Menschen, die ihnen ein bisschen Schwere aus ihrem Leben nehmen, die für sie da sind, die sie dort abholen, wo sie gerade stehen, nicht bewerten und wieder ein bisschen Freude und Lachen in ihr Leben bringen. Menschen, die ihnen zuhören und sie in ihrer Trauer begleiten. Eltern dieser Kinder benötigen Auszeiten, um Kraft zu tanken, Zeit für die gesunden Geschwisterkinder und für sich selbst als Paar.

 

 

In welchen Situationen Ihrer bisherigen Laufbahn hat man Ihnen Mut gemacht?

 

Meine Familie, FreundInnen und Kolleginnen haben mir immer wieder in sehr belastenden Situationen Mut gemacht, nach vorne zu schauen, weiterzugehen und nicht aufzugeben.

In welchem Bereich würden Sie jungen Frauen aus heutiger Sicht gerne Mut machen?

Die geschlechtergerechte Sprache hat erwiesenermaßen Einfluss auf unser Denken und Handeln. Frauen werden dadurch im Berufsleben sichtbarer, dadurch stärkt sich der Mut auch in Bezug auf die Berufswahl bei jungen Frauen. Traut euch Frauen!

Name: Judith Kopp

Familienstatus: verheiratet, 2 erwachsene Töchter

Lieblingsgericht: Nektarinenknödel, Topfenpalatschinken

Lebensmotto: Ich wollt ich wär ein Elefant, ich würde jubeln laut,

                        mir gings nicht um das Elfenbein, nur um die dicke Haut!

Mein Ausgleich: Natur, kreatives Arbeiten, Lesen, Sport, Musik, Reisen

Ich in drei Worten: optimistisch, authentisch, kreativ

Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre, dann …

würde ich:

1. die professionelle Pflege aufwerten und fördern,

2. pflegende Angehörige intensiver unterstützen,

3. dafür sorgen, dass Väter die Betreuungsverantwortung mit ihren PartnerInnen teilen, damit die Altersarmut der Frauen eines Tages kein Thema mehr ist, und   

4. Gewaltschutzmaßnahmen für Frauen ausbauen und mich dafür einsetzen, dass die Täter härter bestraft/sanktioniert werden.