Dass es wichtig ist, gut für sich selbst zu sorgen, um anderen Menschen helfen und sie unterstützen zu können, das ist eine der wichtigen Erkenntnisse, die die Frau des früheren Landeshauptmannes von Oberösterreich auf ihrem Lebensweg gemacht hat. Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester und ihrem Bruder ist sie in einem behüteten und liebevollen Umfeld in Traun aufgewachsen. Nach der Matura und der Ausbildung auf der pädagogischen Hochschule hat sie als Lehrerin an der VS Traun/St. Martin gearbeitet. Nach vielen Jahren als Vollzeitmutter für ihre drei Kinder hat sie 2003 den Weg in die Selbstständigkeit gewagt, und zuerst das Gewerbe als Wellnesscoach und ab 2008 das Massagegewerbe angemeldet. Seitdem ist sie durch ihre zahlreichen Ausbildungen Anlaufstelle und Begleiterin für viele Menschen, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen und ihre Lebensqualität verbessern möchten.
Interview
Sie haben vom sicheren Lehrerjob in die Selbstständigkeit im Gesundheitsbereich gewechselt. Wie kam es dazu und was waren Ihre Beweggründe?
Die Überlegung war, was ich nach der Kinderzeit mache. Ich wollte nicht mehr in den Lehrberuf zurückkehren, da ich gemerkt habe, dass mich diese Arbeit nicht so erfüllt, wie ich es mir wünschte. Gleichzeitig aber habe ich gespürt, ganz tief aus meinem Inneren heraus, dass mich das Thema Gesundheit fasziniert, mich begeistert, und ich in diesem Bereich Wissen und Erfahrung weitergeben und Menschen auf ihrem Weg begleiten will – und zwar auf allen Ebenen: körperlich, seelisch und geistig. Ich habe mich in verschiedene Ausbildungen begeben und bin auch heute noch sehr motiviert mich weiterzuentwicklen und in meiner Persönlichkeit zu wachsen. Die Herausforderungen der Selbstständigkeit waren mir bewusst. Die habe ich aber nie gescheut, da ich unbedingt meinen eigenen Weg gehen wollte.
Sie kennen sowohl den Bildungs- als auch den Gesundheitsbereich aus eigenem Erleben. Haben Sie da unterschiedliche Zugänge von Frauen und Männern erlebt?
Zwischen Frauen und Männern gibt es sicherlich Unterschiede in der Herangehensweise, z.B. im Bereich Bildung. Männer sind, zumindest in der Tendenz, mehr wettbewerbsorientiert, meist sachlicher und sehr auf Zahlen und Fakten aus. Frauen arbeiten eher mehr aus dem Herzen heraus, sind zugewandter und emotionaler. Das spiegelt sich in den verschiedenen Berufen wider, was wiederum dazu führt, dass bspw. in der Schule viel mehr Lehrerinnen unterrichten, obwohl wir meiner Meinung nach im Bereich Kinderbetreuung und Volksschule mehr männliche Bezugspersonen bräuchten. Auch im Gesundheitsbereich sind ähnliche Tendenzen sichtbar. So ist beispielsweise der Bereich der Pflege eher weiblich, weil es auch da um’s Dienen und Helfen geht.
Vor inzwischen 27 Jahren haben Sie den Verein PIA gegründet. Wie genau ist es dazu gekommen und was macht PIA?
PIA (www.pia-linz.at) ist ein gemeinnütziger Verein, der Beratung und Therapie bei sexueller Gewalt anbietet und sich für Prävention und sexuelle Bildung stark macht. Die Verlegerin des Buches „Friede um jeden Preis“ hat sich im Jahr 1996 an mich als Frau des damaligen Landeshauptmannes gewandt. Nachdem ich das Buch, das mich sehr betroffen gemacht hat, gelesen habe, war mir sofort klar, dass da etwas geschehen muss. Und entgegen der Zweifler (auch solcher, die die Notwendigkeit und Tatsache an sich nicht eingesehen haben) war ich mir total sicher bei der Vereinsgründung – das war eine Herzensangelegenheit für mich. PIA ist nach mehr als 25 Jahren ein wesentlicher Player bei der Hilfe für Opfer von sexualisierter Gewalt (mehr Frauen als Männer). Aber auch in der Prävention und in der sexuellen Bildung sind wir hoch professionell unterwegs, bspw. bei Workshops in Schulen.
Eine Frage an die Frau des ehemaligen Landeshauptmanns: wie haben Sie es geschafft, immer als eigenständige Frau wahrgenommen zu werden und nicht ausschließlich als
„Frau von… “?
In der Zeit, als wir noch keine Kinder hatten habe ich meinen Mann zu diversen Veranstaltungen begleitet, weil ich gedacht habe, das ist Teil meiner Rolle, so ist der Plan. Relativ rasch ist mir aufgefallen, dass man mich meistens eher als schmückendes Beiwerk gesehen hat. Da war es mir leid um die Zeit, denn viel wichtiger war es mir Zeit und Energie in mein persönliches Wachstum zu investieren, meinen eigenen Weg zu gehen, mein Potential zu entwickeln und zu schauen, was mein Auftrag in dieser Welt ist. Mit den Kindern war diese Zeit ohnehin sehr beschränkt. Dass ich begonnen habe eigenständig meinen Weg zu gehen, das haben viele Menschen im Gespräch mit mir als gut und richtig empfunden. Aber beileibe nicht alle (lacht).
Meine Motivation ist ehrlichen Herzens einen Beitrag zu leisten mit meinem Potential und meinem Wirken ein kleines Stück Frieden, Freude und Liebe in die Welt zu bringen.
In welchen Situationen Ihres Lebens hat man Ihnen MUT gemacht?
In Umbruchsphasen, bspw. wie mein Mann die Funktion des Landeshauptmannes übernommen hat sowie in Phasen, in denen ich nicht weiter wusste oder es mir einfach nicht so gut gegangen ist – da habe ich von vielen Freunden und von der Familie Hilfe und Zuspruch bekommen.
In welchen Bereichen würden Sie jungen Frauen aus heutiger Sicht MUT machen?
Ich würde junge Frauen generell darin bestärken, herauszufinden, was in ihnen steckt! Das eigene Potential zu entwickeln um aufzublühen und sich selbstbewusst und authentisch sichtbar zu machen, dazu möchte ich all die wunderbaren Frauen ermutigen. Seinem Wesen näherzukommen hilft auch, zufrieden sein und ein Leben in Leichtigkeit führen zu können. Selbstverantwortlich auf sich zu schauen und sein Leben zu gestalten ist ja auch Bedingung um gut für andere da sein zu können.
Wordrap
Name: Christa Pühringer
Familienstatus: verheiratet
Lieblingsgericht: fast alles, viel Gemüse
Lebensmotto: Ich vertraue dem Fluss des Lebens
Mein Ausgleich: Sport, Natur, Freunde, Humor
Ich in wenigen Worten: zielstrebig, authentisch, rebellisch und manchmal ein bisschen frech 😉
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre: würde ich Veranstaltungen initiieren, in denen junge Frauen, aber auch Männer lernen, Bewusstsein für sich und die eigenen Bedürfnisse zu entwickeln. Und auch für die Bedürfnisse anderer.