Johanna Preinstorfer

Landwirtschaftslehrerin, Bäuerin, erste Landtagspräsidentin, ehemalige Landtagsabgeordnete 

Interview

Die 1929 geborene Johanna Preinstorfer aus Ohlsdorf ist Mutter von vier Kindern, hat sieben Enkelkinder im Alter von wenigen Wochen bis 30 Jahren und wurde 1979 als erste Frau in Oberösterreich zur Landtagspräsidentin gewählt. Drei Jahre später wurde sie die erste weibliche Bürgermeisterin im Land. Ihre Funktionen reichten von der Bezirks- und Landesbäuerin über die Österreichische Frauenbewegung, Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete. Für ihr Wirken um das Wohl der Bevölkerung und das Ansehen des Landes erhielt sie das Große Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich und den Titel „Ökonomierätin“.

Die Entscheidung, 1974 in die Politik zu gehen, als ihr jüngstes Kind gerade zwei Jahre alt war, war keine leichte. Als der Entschluss fiel, stand ihr Mann, ein Vollerwerbsbauer, auf allen Ebenen hinter ihr. Durch weitere familiäre Unterstützung konnte sie sich mit großem Engagement den brennenden Themen der Bäuerinnen und Landfrauen widmen. Auch Aktionen wie „Bauernhof und Schule“ gehen auf ihre Initiative zurück. Durch die eigene Erfahrung als Bäuerin und Landwirtschaftslehrerin fand sie rasch Zugang zu den Frauen.
Sie fühlten sich einfach von „einer von ihnen“ verstanden.

Was heute selbstverständlich ist, musste Johanna Preinstorfer für ihre Bäuerinnen erst hart erkämpfen: Verbesserung der sozialen Situation, Kuraufenthalte, Versorgung der Kinder, Sozialversicherung, Pensionsansprüche, Aus- und Weiterbildungen und die Vertretung der Frauen in Gremien. Mittlerweile wird mehr als ein Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe von Frauen geführt.

Die Herausforderung aber war, die Bedenken der Männer zu zerstreuen. Mehr als einmal wurde sie in Sitzungen beobachtet und beäugt, was sie denn wohl vorhabe. Ihre sozialen Anliegen stießen aber bald auf Akzeptanz, weil es ihr zu vermitteln gelang, dass keinem Mann etwas weggenommen werden würde, sondern ganz im Gegenteil, dass die Themen der Bäuerinnen eine Ergänzung in der Agrarpolitik darstellen würden.

In den Jahren nach dem Ausstieg aus der Politik im Jahr 1991, bedingt auch durch körperliche Einschränkungen, hat sich der Radius von Johanna zunehmend auf ihre Familie eingependelt. Ihr Lebensmittelpunkt ist ihr Bauernhof, wo sie mit ihrem Sohn, ihrer Schwiegertochter und ihren Enkelkindern lebt.

Ihr reges Interesse gilt nach wie vor dem Tagesgeschehen, sie schaut Nachrichten, liest, soweit es die Augen erlauben und ist noch immer im regelmäßigen, telefonischen Austausch mit politischen Kontaktpersonen von früher. Auch Ehrenfunktionen bei der Musik, der örtlichen Feuerwehr, dem Kameradschaftsbund sowie die Mitgliedschaft im Seniorenbund erfüllen ihren Alltag mit Sinn.

Im Engagement für die Menschen im Land hat es ihr immer geholfen, ein stabiler, aber einfühlsamer sowie einsatzfreudiger und umsetzungsfähiger Mensch zu sein. Um kreative und innovative Ideen umzusetzen, brauchen Frauen – damals wie heute – Steh- und Einfühlungsvermögen sowie das Vertrauen, dass durch ihr Handeln und die Erfahrung automatisch das Selbstbewusstsein wächst.

Sie könnte noch immer zu vielen Veranstaltungen gehen, zu denen sie herzlich eingeladen ist, aber „im Alter möchte man auch einiges abschließen können“, sagt die lebenserfahrene Johanna Preinsdorfer und nimmt sich die Freiheit, nicht mehr überall dabei zu sein.

Trotz ihres hohen Alters nutzt sie ein Tablet, das sie liebevoll „mei‘ Brettl“ nennt. „Damit bin ich mit Gott und der Welt verbunden“, merkt sie ein wenig verschmitzt an und strahlt dabei noch eine unglaubliche Vitalität aus.

 

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre