Angela Orthner

ehemalige oberösterreichische Landtagspräsidentin

Geschichte

„In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst“ diesen Leitspruch lebt Angela Orthner. Die gelernte Drogistin und Europasekretärin wirkt seit mehr als 40 Jahren in der oberösterreichischen Politik.

Damals, als Altlandeshauptmann Ratzenböck sie berief, war es durchaus der Fall, „dass Mädchen nicht einmal einen Beruf erlernten, für Haushalt und Familie vorprogrammiert waren, Politik war sowieso Männersache. Hier hat sich sehr vieles zum Besseren gewendet.“ Die geborene Linzerin Angela war eine junge Mutter und einigte sich mit ihrem Mann Gustav, dass, während er in die Abendschule ging, tagsüber auf die Kinder schaute und sie während dessen für den Familienunterhalt sorgte. „Dafür suchte ich eine entsprechende Anstellung als Sekretärin und landete bei der ÖVP. Dort wurde ich gleich als Landessekretärin der ÖVP Frauen eingestellt, ohne genau zu wissen, welche Aufgaben, aber vor allem, welche Chancen mir diese Beschäftigung bot.“

Zwei Aktenordner waren Hauptinventar des Büros, verbunden mit dem Wunsch des Landeshauptmannes, die ÖVP Frauen landesweit zu organisieren. „Aktive Sozialpolitik in den Gemeinden, Engagement über die Grenzen hinaus für Entwicklungsländer bauten wir Häuser für indische Familien und erste Gemeinderätinnenkonferenzen stärkten die Frauenorganisation, bis wir knapp 8.000 Mitglieder zählen konnten“ erinnert sich Angela an ihre Arbeit als Landessekretärin. Solches Engagement brachte ihr 1985 eine Gemeindratssitz in Linz, ein Jahr später die Position einer Landtagsabgeordneten und beförderte sie 1988 zur Landesleiterin der ÖVP Frauen Oberösterreichs. „Unsere Schwerpunkte waren stark politisch geprägt und reichten in den 80er Jahren vom Umweltschutz, Abfallvermeidung, Unterschriftenaktionen gegen Atomgefahr, Verkehrspolitik, Familie bis hin zur Europäischen Union und das Ziel, die Zahl der Kommunalpolitikerinnen zu verdoppeln“ resümiert die nunmehrige 1. Landtagspräsidentin Orthner.  Aus den tausenden Begegnungen mit den Frauen bei Bezirksbesuchen, Veranstaltungen und organisierten Gesprächsrunden nimmt sie neue Impulse auf, die sie mit Offenheit, Mut, Herzlichkeit, Konsequenz, Intelligenz und fast unerschöpflicher Energie politisch erfolgreich umsetzt.

Das erste Büro für Frauenfragen beim Amt der Oö Landesregierung wurde installiert, die Unfallversicherung für Hausfrauen, das Gleichbehandlungsgesetz für den öffentlichen Dienst und das erfolgreiche Cross-Mentoringprojekt für weibliche Führungskräfte sind Meilensteine, die Orthner gesetzt und damit weibliche Stärke bewiesen hat. Durch ihre engagierte Mitarbeit wurden Kindererziehungszeiten für die Pension, Kinderbetreuungsgeld, Elternteilzeit und der Gratiskindergarten Realität. Doch noch immer ist es für Mütter schwerer, Beruf und Familie zu vereinbaren. „Hier bedarf es eines Umdenkens, es geht nicht an, dass nach einer Karenz der Weg nach oben verstellt ist, wie soll eine Gesellschaft und Wirtschaft ohne Nachwuchs denn funktionieren?“ Unermüdlich ruft sie die Frauen auf, ihre eigenen Lebensentscheidungen zu treffen.

Frauen müssen lernen, ihre Karrieren zu planen und Chancen anzunehmen, Männer wahrhaben, dass Haushalt und Kindererziehung nicht nur Frauensache sind. „Mein Mann Gustav und ich haben immer eine partnerschaftliche Ehe geführt und die Betreuung der Söhne Robert und Christoph geteilt. Er hat mich in meinen Plänen unterstützt, wie auch umgekehrt. Familie bedeutet für mich, dass nicht einer auf Kosten des anderen lebt.“ Orthner lebt ihre Überzeugung, dass die Gesellschaft nur ein Miteinander sein kann, die Gleichberechtigung der Frauen ein unabdingbares Muss zur gedeihlichen Weiterentwicklung darstellt. Ihre Energie beweist sie ebenso in ihrem Einsatz für Kultur, Integration sowie soziale Vereine. Daher geht sie mit wachen Augen durch´s Leben und sieht, was Menschen alles zur positiven Lebensgestaltung beitragen. „Mit Freude begleite ich den Weg meiner Kinder und Enkelkinder. Ich erfahre den Mut so vieler Menschen, die durch einen Behinderung oder Schicksalsschläge einen schweren Rucksack mit sich tragen. Helfen zu können gibt meinem Leben Sinn und die Kraft, mich manchmal gegen Windmühlen zu stemmen.“ Dieses Lebensmodell will Angela Orthner jedoch anderen nicht aufzwingen: „Die Wahlfreiheit zwischen Beruf und Familie muss erhalten bleiben, der Spagat zwischen beidem möglich sein!“