Für die oberösterreichische Landesbäuerin Annemarie Brunner bedeutete der politische Alltag Gespräche, Diskussionsveranstaltungen, Sitzungen und Interviews – praktisch rund um die Uhr. Sie meisterte das souverän, hochkonzentriert, ohne dabei ihr typisches Lächeln zu verlieren. Im März 2020 verstarb sie im 63. Lebensjahr
Aber auch die landwirtschaftliche Arbeit machte ihr große Freude. „Wie die Feldfrüchte wachsen und gedeihen, aber auch wenn Ferkel zur Welt kommen, das sind Momente, die mir sehr viel bedeuten“, betonte die Vollblutbäuerin.
Eine schwierige Zeit hatte Annemarie Brunner nach dem plötzlichen Tod ihres Gatten Josef. Viel Rückhalt findet sie bei der jungen Familie ihres Sohnes und den beiden Enkeln, die die Oma, wenn sie zu Hause ist, ordentlich auf Trab halten.
Sehr gerne war ihre helfende Hand auch im familiären Schweinezucht- und Mastbetrieb gesehen. „Zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen, aber auch den nötigen Freiraum zu geben, ist mein Erfolgsrezept für ein gelungenes Zusammenleben am Hof“, so Brunner.
Ein wertschätzendes Miteinander in der Familie und am Hof ist wichtig für den Betriebserfolg, denn gemeinsam lässt sich vieles besser verwirklichen. „Auch wir haben, als wir jung waren, modernere Ansichten gehabt, als die Vorgängergeneration und den Betrieb von Rinderhaltung auf Schweinezucht umgestellt. Es ist das Privileg der Jugend, Neues auszuprobieren“, ermutigte sie.
Annemarie Brunner begleitete das Projekt „Charta der Bäuerinnen für partnerschaftliche Interessensvertretung“ und um „ZAM“ – Zukunftsorientierte Agrarische Motivation, ein Lehrgang für Funktionärinnen und solche, die es noch werden wollen.
In beiden Projekten geht es einerseits um verstärkte Einbindung der Frauen und Bäuerinnen in Entscheidungsprozesse und um die Besetzung von wichtigen Schlüsselpositionen. Gleichzeitig erhält man das nötige Rüstzeug, um in diesen Positionen erfolgreich zu sein.
„Ich möchte gerne Begeisterung wecken für die Übernahme eines politischen Amtes oder von Positionen in Entscheidungsgremien“, dies meinte Brunner. Die jungen Frauen haben eine gute Ausbildung, sicheres Auftreten und fundiertes Wissen im Bereich Betriebswirtschaft und auch Agrarpolitik. Sie sollen den Mut haben, Aufgaben auf Orts-, Bezirks-, Landesebene und darüber hinaus zu übernehmen.
Für Frauen und Bäuerinnen vorne stehen, mitdenken, mitreden und mitentscheiden war Brunner äußerst wichtig . Dazu braucht es Mut. „Diesen Mut versuche ich, in meiner Tätigkeit zu vermitteln und zu stärken. Es muss selbstverständlich sein, dass die Bäuerinnen selbst für ihre Anliegen und die ihrer Berufsgruppe sprechen.“
Die Bäuerinnen sind in der Region verwurzelt, aber offen für Neues. Gerade im ländlichen Raum, wo die Entfernungen größer sind, spielen Social Media eine große Rolle, sie erleichtern die Vernetzung und den Kontakt untereinander. „Was früher der Plausch über den Gartenzaun war, ist heute die WhatsApp Gruppe“, sah sie der Entwicklung realistisch ins Auge.
Annemarie Brunner nahm sich selbst als mutig, modern und motiviert wahr. Eine gute Freundin und Nachbarin beschrieb sie als gute Zuhörerin mit viel Lebenserfahrung, die auch schwierigen Situationen etwas Positives abgewinnen kann.
All diese Zutaten ergaben ein Leben in Verbundenheit mit der Natur, der Familie und ihrer Arbeit – als Wegbereiterin für die Zukunft der Bäuerinnen wird sie immer in Erinnerung bleiben.