Andrea Boxhofer

Managerin des Jahres 2018, Geschäftsführerin Diakonie Zentrum Spattstraße, Konsulentin für Soziales (2014)

Geschichte

Die gebürtige Ennserin hat ihre berufliche Laufbahn bereits 1987 als Logopädin im Zentrum Spattstraße begonnen. Die damals 24-Jährige wollte auch jenen Kindern „eine Sprache verleihen“, die nicht sprechen können. Keine zehn Jahre später wurde sie Leiterin der mobilen heilpädagogischen Frühförderung und Familienbegleitung, 2008 folgte auf ihre Initiative die Verankerung der Kommunikations-Frühförderung im oö. Chancengleichheitsgesetz. Seit 2012 ist sie als Geschäftsführerin der Diakonie Zentrum Spattstraße GmbH gemeinsam mit ihrem Kollegen für ein Sozialunternehmen mit 850 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen verantwortlich.

„Mit 40 habe ich neben einer Vollzeitbeschäftigung ein berufsbegleitendes Studium des Sozialmanagements begonnen. Das hat mir einigen Mut abverlangt“, blickt die energiegeladene Managerin zurück. Mutig auch, dass sie sich 2005 alleine in zwei US-Bundesstaaten mehrere Sozialeinrichtungen angesehen und in der berühmten Mayo Clinic ein Praktikum absolviert hat. Aber das überrascht nicht, hat sie sich doch schon mit 33 Jahren eigeninitiativ um ihre erste Führungsposition beworben.

Eine Chancengleichheit der Geschlechter in der Arbeitswelt sieht sie vor allem in skandinavischen Ländern. Um diese in Österreich zu fördern, wären in ihren Augen Lebensläufe ohne Fotos und Angabe des Geschlechts bzw. der ethnischen Herkunft hilfreich. Frauen ermutigt sie, authentisch und bei sich selbst zu bleiben und vor allem nicht männliches Verhalten zu kopieren. „Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen brauchen Selbstfürsorge und Verantwortungsübernahme für die eigene Person. Daraus ergibt sich sicheres Auftreten.“, ist sie überzeugt.  Mit ihrer Auszeichnung möchte die Managerin des Jahres 2018 auch anderen Frauen Mut machen, selbst aktiv zu werden. So wie sie schon in ihrer Jugend als eines von wenigen Mädchen in der Fadingerschule –  damals noch ein Bubengymnasium – Spuren hinterließ und dafür sorgte, dass auch Mädchen am Werkunterricht teilnehmen durften. Krass war dann der Gegensatz in der Ausbildung zur Logopädin, seinerzeit ein reiner Frauenberuf.

Der Einfluss von Frauen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik nimmt stetig zu. Während weltweit zu erkennen ist, dass Frauen den Männern in Sachen Bildung generell den Rang ablaufen, besteht bei den Karrierechancen noch immer eine große Diskrepanz. Auch beim vielzitierten Gender Gap konnte in den letzten Jahren nahezu eine Angleichung hinsichtlich Bildung und Gesundheit belegt werden. Aufholbedarf sieht die optimistische Managerin bei Frauen in Führungspositionen. Im Hinblick auf Familie und Beruf machen sich Frauen zunehmend stark. Sie wollen beides und sich nicht für eines entscheiden müssen. Hier braucht es politische Entscheidungen hinsichtlich vermehrter Kinderbetreuungsangebote und flexiblerer Arbeitszeitmodelle für Eltern. Sie selbst hatte das Glück, dass ihr Mann sie in dieser Phase sehr unterstützt hat.

Für die kommenden Jahre hat sich Andrea Boxhofer noch einiges vorgenommen. So möchte sie innovative Angebote für Familien in Krisen und Notsituationen auf den Weg bringen. Besonders liegt ihr das Gesundheitsförderprogramm „Frühe Hilfen“ am Herzen, das derzeit bis Ende 2021 befristet ist. So wünscht sie sich dafür ein gesetzlich verankertes Programm und möchte dazu beitragen, dass Frühe Hilfen in Oberösterreich flächendeckend angeboten werden können. Sie ist überzeugt, dass sich Investitionen in die frühe gesunde Entwicklung der Allerkleinsten unserer Gesellschaft rechnen. Wer früh hilft, hilft doppelt. Späte Hilfe kommt wesentlich teurer und ist weniger erfolgreich.

Die verwitwete Mutter eines Sohnes und Großmutter einer Enkeltochter lebt heute in einer glücklichen Beziehung mit ihrem Lebensgefährten und hält sich fit durch eine große Portion Hundeglück. „Wenn wir alle – mein Sohn und meine Schwiegertochter, beide Assistenzärzte, und mein Lebensgefährte –  beisammen sind, gibt es immer spannende Diskussionen, besonders wenn es um das Gesundheitssystem versus Sozialsystem geht. Mein Lebensgefährte, der aus der Wirtschaft kommend das dritte System einbringt, hat großes Vertrauen in meine Fähigkeiten und macht mir stets Mut zum nächsten Schritt, ganz nach meinem Lebensmotto: Ein Weg entsteht erst, wenn man nach einem ersten Schritt einen zweiten und dritten wagt. “