Claudia Danner

Backkünstlerin, Konditorin, Bloggerin, Influencerin

Das Leben ist zu kurz für langweilig, so lautet das Lebensmotto von Claudia Danner – und dieser Einleitungstext ist fast zu kurz, um der quirligen Backkünstlerin gerecht zu werden, denn die „Austria’s Next Küchenchefin 2023“ ist nicht nur Konditorin, Social Media Star, Kursleiterin und Einzelunternehmerin, sondern auch leidenschaftliche Nutzgartenbetreiberin, Hühner- und Katzen-Mama, diplomierte Selbstversorgungspädagogin, Fotografin, Autorin – und nicht zuletzt Ehefrau, Mutter und Großmutter. Die Multiple Sklerose Erkrankung, die sie selbst als ihren „Wegweiser“ beschreibt, ist dabei nur eine der vielen Facetten ihrer Persönlichkeit. In Interviews spricht sie offen über ihre Erkrankung und macht damit anderen Mut, nicht nur auf das zu blicken, was nicht mehr geht – sondern neue Potentiale zu entdecken und im Moment zu leben.

Interview

Claudia Danner steht mitten im Leben, als sie bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Die Mutter dreier kleiner Söhne hat sich nach ihrer Matura in einem anfangs kleinen Familienunternehmen mit viel Ehrgeiz und Einsatz kontinuierlich nach oben gearbeitet und meistert tagtäglich als Abteilungsleiterin den Spagat zwischen Familie und Karriere. Sie ist 37 als sie immer häufiger von unspezifischen Beschwerden wie Hörstürzen oder Drehschwindel geplagt wird. „Da hat es geheißen, das ist der Stress wegen der Arbeit und den Kindern. Das größte Problem für Menschen mit Multipler Sklerose ist es, einen Arzt zu finden, der einen ernst nimmt. Es dauert oft Jahre, bis man eine richtige Diagnose bekommt.“ Bei Claudia Danner sind es über 5 Jahre, bis ihr Arzt bestätigt, dass sie an MS leidet. „Ich hatte in dem Moment überhaupt keine Angst. Ich war einfach nur erleichtert, endlich Klarheit zu haben.“

Ein Leben mit der Unsicherheit

Ab diesem Zeitpunkt bestimmt die Krankheit ihren Alltag – die chronisch-entzündliche Autoimmunkrankheit, die das Gehirn und Rückenmark betrifft, ist nicht heilbar und kann durch Behandlungen nur verlangsamt werden. Meist verläuft die Krankheit in Schüben, die mit plötzlichen Missempfindungen, Schwächungen, Taubheitsgefühlen oder Sehstörungen einhergehen. Nach einem Schub bilden sich die körperlichen Beschwerden zwar meist wieder zurück – aber es können auch dauerhafte Einschränkungen bestehen bleiben. Diese Unsicherheit empfindet Claudia Danner als das Schlimmste an der Krankheit – für sie selbst und ihre Familie. „Du kannst nicht lesen, du kannst nicht fernsehen, du bist kraftlos, du kannst kaum eine Kaffeetasse zum Mund führen … manchmal konnte ich sogar kaum reden – in so einem Moment kannst du eigentlich nur dahinvegetieren“. Oft dauert es zwei Monate, bis die akuten Beschwerden wieder abklingen. Eine große Stütze in dieser herausfordernden Zeit ist ihr Ehemann – ihr „MrRight“, wie sie ihn nennt: Er nimmt sie ernst, wenn es ihr schlecht geht, spielt ihre Beschwerden nie hinunter. „Aber er hat mich nie bemitleidet oder verhätschelt. Er hat mich nie in mir selbst und meinem Selbstmitleid versinken lassen, sondern mich gefordert. Das war extrem wichtig.“

Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt

Gute zwei Jahre dauert es, bis sich Claudia Danner in ihrem neuen Leben zurechtfindet – und ihre Erkrankung schließlich sogar als Wegweiser sehen kann. „Ich habe verstanden, was mir das Universum damit sagen wollte: Carpe Diem. Lebe jetzt und sofort, denn später könnte es zu spät sein. Ab 2010 hab ich mir meist zusammen mit MrRight vom Leben alles genommen, was es bieten und wir uns leisten konnten.“ Klettern, Paragleiten, im alten Camper fünf Wochen lang Norwegen erkunden, Reisen nach Südafrika, die USA, Frankreich und viele andere Länder, ein paar Semester Jus-Studium neben der Arbeit – Claudia Danner hat eine lange „to do before die“-Liste und keine Zeit zu verlieren. Sie lebt viele „kunterbunte Abenteuer“ und tritt nur dann leise, wenn es ihr Körper nicht erlaubt. Das gilt auch für die Arbeit, in die sie weiterhin viel Leidenschaft und Energie steckt.

Ein Ende und ein neuer Anfang

In ihrem Arbeitsumfeld gibt es aber nur wenig Verständnis für eine Krankheit, die nach außen kaum sichtbar ist, aber zu längeren Ausfällen führt. „Mein Chef hat immer gesagt, ich hätte es ‚mit den Nerven‘ – mir wurde sogar unterstellt, dass ich meinen Urlaub mit einem Krankenstand verlängern wollte, als ich wieder einen Schub hatte“. Obwohl sie jahrelang viel Energie und Herzblut in das Unternehmen gesteckt hat und eine hochgeschätzte Mitarbeiterin war, kann sie auf einmal scheinbar nichts mehr richtigmachen. Trotzdem geht Claudia für die Firma oft über ihre Grenzen hinaus. Bis es irgendwann nicht mehr geht und ihr Neurologe sie für drei Monate in den Krankenstand schickt. Als schließlich die Kündigung ins Haus flattert, erwacht Claudia Danners Kampfgeist: „Ich habe gelernt, den Mund aufzumachen und für meine Rechte zu kämpfen. Sowohl privat als auch im Berufsleben, wo ich eine Frau unter vielen Männern war.“ Vor Gericht erstreitet sie eine Abfindung, mit der sie den Grundstein für ihr neues Leben legt.

Ich back das!

„Zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass ich für kein Unternehmen mehr meine Gesundheit aufs Spiel setzen möchte. Ich möchte so viel oder so wenig arbeiten wie ich kann und meine eigene Chefin sein“, erzählt Claudia Danner über ihre Entscheidung, sich in die Selbständigkeit zu wagen. Nebenbei betreut sie schon seit einigen Jahren ihren Instagram-Account „myclaud.kitchenstories“, wo sie ihre Liebe zum Backen und Genießen mit Geschichten aus ihrem Leben verbindet. „Dabei habe ich früher eigentlich gar nicht gerne gebacken, sondern lieber gekocht – da kann weniger schiefgehen. Beim Backen muss man sehr genau sein, damit es gelingt. Aber genau diese Herausforderung habe ich gebraucht, wenn ich mich nach einem Schub wieder langsam erholt habe“. Mit ihrer ganzen Leidenschaft, Kreativität und ihrer beruflichen Erfahrungen im Bereich Marketing stürzt sie sich in ihr neues Leben als Vollzeit-Foodbloggerin und Influencerin. Mittlerweile unterhält sie mit ihren Rezepten und den Geschichten über ihr Leben als Selbstversorgungspädagogin und Hühner- und Katzenmama fast 43.000 Follower auf Instagram und hat für ihre Arbeit mehrere Auszeichnungen erhalten. Nach einem „Sauerteig Bootcamp“ während der Corona-Zeit entsteht die Idee, ihr Wissen auch in Kursen zu vermitteln. 2021 gründet sie „bakeART“ und zeigt Backstudenten unter anderem wie ihre Lieblings-Bäckerei Macarons gelingen. Anfang 2024 findet sie schließlich in Thalheim bei Wels ihr perfektes Backstudio und eröffnet „die KLeckerei“. „Ich lebe ganz nach dem Motto: Mach dich und andere glücklich! Ich BACKE mich und andere Menschen glücklich ;)“. Außerdem versucht sie, anderen MS-Betroffenen und Gleichgesinnten Mut zu machen: „Der Sinn des Lebens ist zu leben, und aus dem was es uns bietet, das Beste zu machen. Wir haben nur dieses eine Leben, es gibt keine zweite Chance“, ist ihre Botschaft, die sie Tag für Tag selbst lebt.

Kurzfragebogen:

 

Familienstatus: verheiratet, 3 Kinder

Lieblingsgericht: Immer das, was ich zuletzt gekocht habe – weil ich so gut koche 😊

Das backe ich am liebsten: Macarons!

Lebensmotto: Das Leben ist zu kurz für langweilig.

Mein Ausgleich: Tiere beobachten und versorgen, mein Garten und meine Pflanzen

Ich in drei Worten: liebevoll, kreativ und quirlig

Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre … würde ich das Ministerium in Menschheitsministerium umbenennen.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre