DR.IN

Alexandra Föderl-Schmid

Journalistin

Interview

Bereits mit fünf Jahren führte Alexandra – mit Kassettenrecorder und Mikrofon ausgestattet – ihre ersten Interviews, bei der ihre Familie Rede und Antwort stehen musste. 

Seit sie sich erinnern kann, ist Schreiben ihre große Leidenschaft und ein Publizistikstudium war die logische Folge. Menschen faszinieren sie: Persönlichkeiten kennenzulernen, deren Perspektiven zu erkennen, ohne sie zu werten, Fremdes zu erforschen, unterschiedlichste Wahrheiten zu respektieren und ihren Horizont zu erweitern sind ihre Triebfedern. 27 Jahre beim Standard, zehn Jahre Pendeln zwischen Berlin und Wien, zehn Jahre (erste weibliche) Chefredakteurin einer Tageszeitung und fünf Jahre Herausgeberin: eine Karriere, die erfolgreicher nicht sein könnte und die zweifellos auch noch erfolgreich weitergeführt hätte werden können.

Mit der Zeit wuchs aber die Erkenntnis, dass sie diese Karriere immer weiter von ihrer Passion weggebracht hatte. Sie wurde von der Journalistin zur Managerin, zu einer Betriebspsychologin, zu einer funktionierenden Betriebswirtin, die immer weniger schreiben konnte, ihrer Passion immer mehr entsagen musste, um in der täglichen, immer wieder überraschenden, schnelllebigen News-Welt die Nase vorne haben zu können.

So entschied sich Föderl-Schmid 2017, diese prestigeträchtige Karriere aufzugeben, ihre Koffer zu packen und als Auslandskorrespondentin nach Israel zu ziehen, um sich dort wieder dem Journalismus zu widmen, ihrer Neugierde auf spannende Menschen, auf kontroverse Themen und andere Realitäten wieder viel Platz zu geben. MUT habe es dazu nicht gebraucht, sondern vielmehr die Lust auf Herausforderung und die Freude auf das Unbekannte.

Quoten sind nicht ihr Ding, sie wehrt sich auch ausdrücklich dagegen, schon alleine deshalb, weil sie sich nicht als Quotenfrau sieht, sondern weil sie die Beste für den Job war, weil sie immer ehrlich mit sich selbst war, Persönlichkeit und Kompetenz bewies in allem, was sie in ihrem Leben tat.

Frauen „kopfen“ ihrer Meinung nach zu viel, trauen sich nicht, ihre Passion zu leben, fürchten sich vor Veränderungen und sind auch heute noch zu stark in traditionellen Weltbildern gebunden, arbeiten Teilzeit, nehmen zu niedrige Löhne und nicht realisierte Karrieren in Kauf, um in der Gesellschaft zu bestehen. Frauen sollten sich nicht nach männlichen Karriere- und Lebenskonzepten richten, sondern sich mehr auf ihr Bauchgefühl verlassen, weniger zögern, Gelegenheiten ergreifen, sich selbst zu vertrauen und sich immer fragen, ob das, was sie tun, wirklich ihr eigenes Bedürfnis ist oder ob sie es tun, um der Außenwelt zu gefallen.

Alexandra Föderl-Schmid ist stolz darauf, dass während ihrer Tätigkeit beim Standard der Frauenanteil in Führungspositionen in der Redaktion auf 50 Prozent stieg und sie freut sich besonders darüber, dass es sich hier nicht um eine klassische Quote handelt, sondern dass sie die besten Leute für die entsprechenden Positionen einstellte und somit auch das betriebliche Klima verbesserte. Damit erreichte sie mehr Dialog und mehr Auseinandersetzung mit Perspektiven und Wahrheiten.

Sie hat eindrücklich bewiesen, dass männliche und weibliche Lebens- und Karrierekonzepte zwar teilweise gegensätzlich sein können, dass diese Gegensätze aber befruchten und inspirieren, für mehr Verständnis und Respekt sorgen und die Welt am Ende zu einer besseren machen können. „Nicht Gegensätze bekämpfen, sondern sie vereinen, sie ineinander fließen lassen, von ihnen lernen“ sollte das Ziel sein und sie ermutigt Frauen, sich selbst treu zu bleiben, selbstbewusst zu bleiben und ihre eigenen Lebenskonzepte nicht von außen beeinflussen zu lassen.

Alexandra Föderl-Schmid ist eine Frau, die ehrlich mit sich selbst geblieben ist, sich für ihre Leidenschaft, ihre Passion, ihre Neugierde, ihrer Lust aufs Unbekannte und gegen soziales Prestige, Geld und Karriere entschied und damit dort weitermacht, wo sie als Fünfjährige angefangen hatte.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre