Die ausgebildete Logopädin Mathilde Schwabeneder, die sich selbst als neugierig und begeisterungsfähig beschreibt, übersiedelte nach ihrer Scheidung im Jahr 1983 mit ihrem Sohn nach Rom, um Romanistik zu studieren.
Die „Dottoressa” unterrichtete an der römischen Universität „LA SAPIENZA” und ARBEITETE von 1992 bis 1995 in der Redaktion von Radio Vatikan im Bereich Entwicklungszusammenarbeit.. 1995 kehrte sie nach Österreich zurück. Und begann beim ORF; anfangs als Ö1-Redakteurin, ab 1999 beim Fernsehen, seit 2007 als Leiterin der Außenstelle Rom. Ihre Themen sind vor allem Politik, Kultur, Religion und Menschenrechte.
Dem Selbstwert schreibt sie unabhängig vom Geschlecht eine hohe Bedeutung für die Entwicklung jedes Menschen zu. Bei Frauen sieht sie da oftmals Nachholbedarf und ist überzeugt, dass die Grundlagen dafür bereits in der Familie gelegt werden sollten, um später Schwierigkeiten besser meistern zu können.
In einem internationalen Ranking hinsichtlich Chancengleichheit für Frauen sieht sie klar die skandinavischen Länder und die Niederlande ganz vorne. In vielen Ländern fehlt ihr die Unterstützung für Frauen mit Kindern. Durch diese würde sich nicht nur die Einkommensschere öffnen, sondern man könnte auch dem inneren Konflikt (besser als Mutter oder im Job?) begegnen. Schwabeneder persönlich hat in Italien Flexibilität, Spontanität und Durchhaltevermögen gelernt sowie, dass man nicht immer alles so ernst nehmen muss.
Die Zukunft der Frauen in Österreich sieht die Journalistin positiv. Hier gilt es, erworbene Rechte zu bewahren und auszubauen. Dort, wo Frauen nicht einmal die grundlegenden Bürgerrechte garantiert bekommen, wie das in vielen afrikanischen Ländern der Fall ist, kann mit gezielten Projekten geholfen werden. Wenn es gelingt, diesen Frauen ihre persönlichen Dokumente zu verschaffen, sind sie kreditwürdig, dürfen Handel treiben und erben.
Die prägendsten Erfahrungen waren für Schwabeneder neben der Beschäftigung mit den verschiedenen Mafien und ihren Frauen die Begegnungen mit Bootsflüchtlingen. Besonders beeindruckt haben sie auch die Retter, Freiwillige, die oft ihr Leben für Andere riskiert haben. Einschneidend waren die Begegnungen mit verschiedenen Friedensnobelpreisträger/innen (ADOLFO PEREZ ESQUIVEL, DALAI LAMA, RIGOBERTA MENCHU, WANGARI MAATHAI um nur einige zu nennen).
Den größten MUT musste die Korrespondentin, die sich eher als ängstlich beschreibt, 1997 bei ihrer Reise in das sudanesische Bürgerkriegsgebiet Nubaberge aufbringen, wo sie illegal unterwegs war und mit ihrem Team regelrecht ausgesetzt wurde. Sie mussten sich ohne Verbindung zur Außenwelt durchschlagen. Das und der Kontakt mit den leidenden Menschen war eine riesige Herausforderung, bei der sie sehr viel lernte.
Den Menschenrechtspreis 2018 für humanitäres Engagement erhielt sie durch ihren unbeeinflussten und ehrlichen Qualitätsjournalismus, womit sie einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Würde der Menschen und deren Rechte leistet.
Neben Büchern über Papst Franziskus und Flüchtlinge, weibliche Mafiabosse hat Schwabeneder 2020 ein weiteres Buch zum Thema organisierte Kriminalität veröffentlicht: „Sie packen aus – Frauen im Kampf gegen die Mafia“.
Mathilde Schwabeneder, seit 2011 mit dem Journalisten Bernhard Hain verheiratet, wird ihre Interessen weiterhin mit einer gewissen Gelassenheit verfolgen. Sie wohnt abwechselnd in Rom, Wien und Oberösterreich, wo ihr erwachsener Sohn Lucas lebt.
ZITAT:
„Die Sudanreise war eine extreme Erfahrung, aber es war gut, um die Welt noch einmal neu zu denken. Um eigene Ängste aufzulösen muss man sich ihnen aussetzen”, ermutigt sie.