Erika Traudl Mittendorfer

Soziales Engagement und politische Verantwortung, diese beiden Eckpfeiler bestimmen das Leben der 77jährigen Erika Traudl Mittendorfer nach ihrem Lebensmotto „Wer es wirklich will, kann auch etwas bewegen“. Nach der Gründung einer Frauenbewegung erfüllte Traudl bald wichtige Funktionen: 1984 wurde sie in den Landesvorstand der ÖVP-Frauen gewählt, 1991 zur stellvertretenden Landesleiterin und bis 2000 war sie Bezirksobfrau der ÖVP-Frauen in Vöcklabruck. 

Obwohl es durch ein Mandat leichter gewesen wäre, fand Traudl ihren eigenen Weg, Politiker von ihren sozialen Anliegen zu überzeugen – sie „kochte“ sie einfach ein. Als passionierte Köchin und Wirtstochter brachte sie hochrangige Politiker aller Couleurs an ihren Tisch und leistete somit auch durch Gaumenfreuden Überzeugungsarbeit bei Förderern. Nach der Einheirat in das Transportunternehmen ihres Mannes arbeitete sie dort neben der Erziehung der beiden Kinder tüchtig mit.

Durch ihren Bruder, der mit Down-Syndrom geboren wurde, entwickelte sie eine besondere Sensibilität für die Schwächeren unserer Gesellschaft. Nach einem Benefizkonzert für die Lebenshilfe wusste sie, dass diese Art der Sozialarbeit ihr Leben bestimmen würde. Der nachfolgende Werdegang wurde so auch zu ihrem Lebenswerk: Mitbegründerin des Vereins „Haus für Frauen in Not“ mit dem ersten Frauenhaus, Neugründung des Hilfswerks im Bezirk Vöcklabruck, Errichtung des ersten Kindernests in Oberösterreich, Pilotprojekt „Service für Familien und Haushalt“ und zwölf Jahre Obfrau der Lebenshilfe Vöcklabruck. Heute ist sie Beirätin der Lebenshilfe und gibt dort jeden Donnerstag ehrenamtlich eine Stunde Religionsunterricht. Für diese Aufgabe werden laufend pensionierte ReligionslehrerInnen gesucht.

Im Jahr 2013 organisierte Mittendorfer auf Bitte des Koordinators der Special Olympics diese erstmalig in Österreich und gründete dazu den Verein „Brücken bauen – Special Olympics 2018“, den sie drei Jahre als Geschäftsführerin leitete. Heuer organisiert sie erstmalig die Special Olympics im Juni im Bezirk Vöcklabruck. 2.500 Anmeldungen, auch internationale aus den USA und China, krönen diese großartige Arbeit.

Für Erika Traudl Mittendorfer ist in den letzten Jahren der Glaube immer wichtiger geworden, er spendet ihr Vertrauen und Trost. Vertrauen in andere und in sich selber, weil Menschen es wert sind.

Inzwischen ist Traudl eine passionierte Fußwallfahrerin und geht zum Beispiel von Maria Puchheim nach Maria Zell. Das sind Tage, aus denen sie Kraft schöpft. Auch eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela hat ihr Vertrauen gestärkt, dass gesäte Samen auf fruchtbaren Boden fallen. So kam zwei Wochen nach einem an den silbernen Jakob gerichteten Wunsch, er möge das neue Heim für ihre Schützlinge der Lebenshilfe erfüllen, die lange ersehnte Baubewilligung.

Ihr Umfeld bezeichnet Mittendorfer durchaus als vorlaut, ehrlich und zuverlässig. Wer etwas erreichen will, muss eben den Mund aufmachen! Und als engagierte, fröhliche, humorvolle, zuversichtliche und vertrauensvolle Frau rät sie anderen Frauen, mindestens ein Mal am Tag zu lachen, an ihre Projekte zu glauben, sich zu sagen, „ich will das machen“, mindestens fünf Mal am Tag daran zu denken und an sich zu glauben.  „Ihr habt die Kraft!“
Und egal, wie alt man ist: „Verliert nie die Freude am Leben, engagiert euch für Herzensprojekte, denn es gibt immer etwas, wo man gebraucht wird.“ Dies und Dankbarkeit sind die Schlüssel zu einem erfüllten Leben.