Gabriele Deutsch

Schauspielerin

Die Künstlerin Gabriele Deutsch sieht ihre Arbeit nicht nur als Beruf, sondern als Berufung. Mit viel Leidenschaft und großem Engagement prägt sie seit Jahrzehnten die oberösterreichische Kunstszene und verleiht den von ihr verkörperten Figuren Dreidimensionalität und Tiefe. Neben Auftritten in Film- und Fernsehproduktionen ist die gebürtige Steyreggerin vor allem als Theaterschauspielerin erfolgreich. Ihre Plattform als Kunstschaffende nutzt sie dabei auch für gesellschaftspolitische Themen, die ihr am Herzen liegen. So tourte sie Anfang der 2000er Jahre etwa mit dem bekannten feministischen Theaterstück „Die Vagina-Monologe“ durch ganz Österreich. Doch auch abseits der Bühne ist es ihr ein großes Anliegen, Chancenungleichheit zu thematisieren und Frauen Mut zu machen, sich weiterhin für Gleichberechtigung einzusetzen. Das macht Gabriele Deutsch nicht nur zu einer beeindruckenden Akteurin in der heimischen Kulturlandschaft, sondern auch zu einer wahren Mutmacherin.

Interview

Die Künstlerin Gabriele Deutsch sieht ihre Arbeit nicht nur als Beruf, sondern als Berufung. Mit viel Leidenschaft und großem Engagement prägt sie seit Jahrzehnten die oberösterreichische Kunstszene und verleiht den von ihr verkörperten Figuren Dreidimensionalität und Tiefe. Neben Auftritten in Film- und Fernsehproduktionen ist die gebürtige Steyreggerin vor allem als Theaterschauspielerin erfolgreich. Ihre Plattform als Kunstschaffende nutzt sie dabei auch für gesellschaftspolitische Themen, die ihr am Herzen liegen. So tourte sie Anfang der 2000er Jahre etwa mit dem bekannten feministischen Theaterstück „Die Vagina-Monologe“ durch ganz Österreich. Doch auch abseits der Bühne ist es ihr ein großes Anliegen, Chancenungleichheit zu thematisieren und Frauen Mut zu machen, sich weiterhin für Gleichberechtigung einzusetzen. Das macht Gabriele Deutsch nicht nur zu einer beeindruckenden Akteurin in der heimischen Kulturlandschaft, sondern auch zu einer wahren Mutmacherin.

Frau Deutsch, können Sie bitte Ihren Werdegang in Stationen und markanten Weggabelungen kurz skizzieren?

Nach meinem Kunst- und Schauspielstudium lebte ich ein Jahr in Berlin. Wieder zurück in Linz habe ich meine Familie gegründet und war langjähriges Mitglied im Theater des Kindes. Mit 40 Jahren habe ich die Selbstständigkeit gewagt, produziere seither eigene Wunsch-Theater- und Liederabende wie „Noch ein Glas Champagner und ich lieg unterm Gastgeber“ im Brucknerhaus oder wie zuletzt „Hildegard Knef“ im Posthof, mit dem ich derzeit auch auf Gastspielreise bin.

In all meinen Tätigkeiten stecken viel Herzblut, Energie und Zeit. Das Schönste ist, wenn diese Projekte dann von Publikum und Kritikern gut aufgenommen und gefeiert werden.

Ich spielte auch in Filmen wie „Die Landärztin“, „Tom Turbo“, „Die Bergretter“ oder im Landkrimi „Steirertod“. Darüber hinaus wirkte ich an einer Lesereise mit Christoph Ransmayr mit, am Musikfestival Steyr, an den Festwochen Gmunden und arbeitete mit folgenden Musikern zusammen: Lui Chan, Paul Zauner, Quart@ART, Johann Strauß Ensemble und Konstantin Wecker.

Eine Karriere als Schauspielerin kann mit vielen Unsicherheiten verbunden sein. Wann hatten Sie das Gefühl, es „geschafft“ zu haben?

Ein Wendepunkt war für mich und meine Karriere das Stück „Die Vagina-Monologe“, das ich 2003 zur Aufführung brachte. Man traute sich selbst 2003 das Wort Vagina nicht einmal laut auszusprechen, aber die Zuschauer kamen und ich habe das Stück in Österreich über 150-mal gespielt. Es war ein ganz großer Erfolg. Und 2006 habe ich dann den Bühnenkunstpreis für mein umfassendes künstlerisches Engagement und meine herausragenden Einzelleistungen erhalten.

Wie definieren Sie Ihren Beruf beziehungsweise auch Ihre Funktion in der Öffentlichkeit heute?

 

Ich bin Schauspielerin mit Herz und Seele, ich muss aber auch Geschäftsfrau sein, weil ich selbstständig bin, obwohl ich das nie wirklich sein wollte. Ich habe mir meinen Traum erfüllt, meine Berufung ist es, auf der Bühne zu stehen. Ich stehe daher auch als emanzipierte Frau in der Öffentlichkeit, vielleicht bin ich auch manchmal Vorbild. Und hier mit diesem Interview zeigt sich mir wieder, dass ich gerne auch anderen Frauen Mut machen möchte, ihre Träume zu verwirklichen, das zu tun, was sie glücklich macht, aber auch laut sagen zu dürfen, was sie stört, was sie gerne ändern würden.

Haben Sie in Ihrer Tätigkeit je einen Unterschied zwischen Mann und Frau wahrgenommen beziehungsweise wie wurden Sie in Ihrer Arbeit mit der Unterschiedlichkeit der Geschlechter konfrontiert?

Als Schauspielerin nicht. Ich mag die unablässige Beurteilung des Aussehens von Frauen nicht: Wir werden beurteilt von den Schuhen über den Busen bis zu den Falten im Gesicht. Uns Frauen sollte das egal sein, wir sollten die Souveränität haben, sich zu sagen: Ich definiere mich genau wie ein Mann über meinen Verstand.

Was mir auffällt: Frauen werden nicht ausgeschlossen, sondern sie hätten „oft gar keine Lust mehr, sich dem auszusetzen“. Zudem empfinde ich einen täglich zunehmenden Verlust an Menschlichkeit, an Geistigkeit, an Sprache, was ich sehr schade finde.

Wurden Sie in Ihrem beruflichen Werden je durch Ihr Frausein in die Schranken gewiesen oder sind Sie dadurch je in Ihrer Karriere ausgebremst worden?

Alleine durch das Frausein nicht, aber ich werde aufgrund des Alters ausgebremst und ich denke, dass das doch im Endeffekt wieder mit dem Frausein zusammenhängt. Bei Männern wird das Altern anders gesehen. Sie können auch noch mit 60 Vater werden. Ein alter Mann und eine junge Frau, die in einer Beziehung sind, sind in der Gesellschaft viel angesehener als umgekehrt – das wird oft belächelt.

Und ich bin so alt, wie ich bin. Es kommt nicht darauf an, wie alt man sich fühlt. Nein, ich bin so alt wie ich bin, ich lebe schon ziemlich lange, das spüre ich auch in den Knochen, das spüre ich in meinem Blick auf die Welt und ich weiß, was ich will und nicht will.

 

 

Meine MOTIVATION:

… niemals aufhören, Brücken zu bauen – gesellschaftliche Brücken, Brücken der Kultur und der Kulturen.

Mutig sein betrifft eine Haltung, eine Einstellung zum Leben. Lebensmut und ein klarer Blick nach vorne eröffnen neue Perspektiven. Ich kann meine Wünsche und Abneigungen jetzt sehr gut formulieren.

Wir alle haben es selbst in der Hand, der verbindende Kitt und der feine Unterschied in unserer Gesellschaft zu sein.

Seien wir provokant und ehren wir diejenigen, die uns fordern!

Mein ANTRIEB:

 

Ich freue mich, dass Menschen so unterschiedlich sind. Das ist im Grunde eine meiner Triebkräfte: Neugier auf Menschen.

In welchen Situationen Ihrer bisherigen Laufbahn hat man Ihnen Mut gemacht?

Es war letztendlich immer meine Mutter, die mich in meinem Tun bestärkt hat. Sie selber hat sich erst im mittleren Alter ihre beruflichen Träume erfüllen können – alte Rollenbilder haben es nicht erlaubt. Sie ist mein Antrieb. Wenn ich zögere, gibt sie mir einen kräftigen Schubs.

Was bedeutet Mut für Sie?

Mut bedeutet für mich auch, etwas direkt zu sagen. Mut, für etwas lange zu kämpfen. Wir Frauen haben einen langen Atem, wir werden weiter kämpfen für die Gleichstellung von Mann und Frau. Jede Frauengeneration erkämpft sich ein Stück mehr in Richtung Unabhängigkeit. Ich glaube aber, dass es noch lange dauert, bis wir wirklich gleichgestellt sind. Wir sollten nie aufhören, dafür zu kämpfen, und dies auch unseren nachkommenden Generationen mitgeben.

In welchem Bereich würden Sie jungen Frauen aus heutiger Sicht gerne Mut machen?

 

Ich würde vor allem, was die Berufstätigkeit von Frauen betrifft, Mut machen! Ja, frau darf in der 1. Reihe fußfrei sitzen. Frau darf Karriere machen, sie darf nach Großem streben oder eben ihr Glück in der Familiengründung suchen. Beides sollte möglich sein. Es sollte möglich sein, eine Karriere zu haben und Kinder zu bekommen, wir leben im Jahr 2023! Eine gute Ehe, ein gelungenes Familienleben ist ein Traum. Eine Familie mit Vater, Mutter, Kindern – ich bewundere das unwahrscheinlich. Wenn Frauen selbstbestimmt leben, heiraten und eine Familie gründen wollen, ist das wunderbar – solange die Entscheidung von den Frauen selbst und ohne Druck von außen getroffen wird.

Name: Gabriele Deutsch

Familienstatus: verheiratet, ein Sohn, eine Tochter

Lieblingsgericht: Spaghetti Vongole

Lebensmotto: Die Welt ist offen.

Mein Ausgleich: Radfahren und Wandern

Ich in wenigen Worten: Bücher, Zirkus, Venedig, Donau

Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre, dann … würde ich Betreuungsplätze für JEDES Kind schaffen. Und sie ganz individuell fördern, künstlerisch, sportlich. Und den Stellenwert der Menschen, die unsere Kinder mitbetreuen, miterziehen, mitlehren, erhöhen und sie besser bezahlen.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre