Gotho Griesmeier, die vierfache temperamentvolle, unkonventionelle Mutter und erfolgreiche Opernsängerin mit einem gewissen komödiantischen Talent ist seit 2006 fixes Mitglied des Ensembles am Linzer Musiktheater und war bisher in etwa 70 verschiedenen Rollen zu sehen und zu hören.
Sie ist sowohl in Österreich als auch im Ausland auf Tourneen und hat unter anderem Gastspiele in Sanlucar de Barrameda in Spanien, bei der Internationalen Biennale München und bei den Oberösterreichischen Stiftskonzerten gegeben. Konzerte mit dem Weltklasse-Dirigenten Franz Welser Möst waren keine Seltenheit.
Die Aufnahmeprüfung ins Musikgymnasium, die sie ohne besondere Vorkenntnisse bestand, war ein erster Meilenstein in ihrem bewegten Leben. Ihr musikalisches Schlüsselerlebnis hatte die Tochter aus einem musikbegeisterten Elternhaus beim Besuch einer Vorstellung der Zauberflöte für Kinder im Alter von 13 Jahren. Mit 27 studierte die junge Mutter, die bereits kurz nach der Matura ihr erstes Kind bekam, Sologesang, Oper, Lied und Oratorium an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz.
Mit liebevoller Unterstützung von Ehemann Peter, der ebenfalls Musiker ist, und gemeinsam mit ihren Eltern schaffte Godo es, vier Wunschkinder großzuziehen, die heute zwischen 20 und 25 Jahre alt sind, ihre eigenen Wege gehen und erfolgreich dabei sind. In die Fußstapfen der Mutter tritt dabei keiner. Besonders wichtig bei der Erziehung der Kinder waren ihr immer die Toleranz und der offene und natürliche Umgang mit fremden Kulturen.
„Nimm das Leben nicht so ernst, du kommst eh nicht lebend raus“ schmunzelt Gotho Griesmeiers 20-jähriges Transgender-Kind Gilrun, später Alexander Timo Griesmeier, der derzeit eine Modeausbildung absolviert. Gotho Griesmeier hat ihr Kind bei der Geschlechtsumwandlung begleitet und ist daran unglaublich gereift. Sie weiß, dass man sein eigenes Leben leben muss, egal, wie schwierig es ist.
Ihre Funktion als Betriebsratsvorsitzende des darstellenden Personals erfüllt die in Linz geborene und im Mühlviertel aufgewachsene Sängerin mit Engagement und findet es spannend, damit in die tiefere Struktur des Hauses einzudringen und als Puffer zwischen Haus und Personal zu agieren.
Bei all ihrem Tun ist der 46-Jährigen neben der schon erwähnten Toleranz auch Freigeistigkeit absolut wichtig und sie fordert beides auch von ihrem Gegenüber ein.
Gotho Griesmeier ist kein Mitglied eines Vereines oder Serviceclubs. Auch Social Media oder die vielgefragte Computeraffinität sind ihr eher fremd. Ihre Wurzeln sind die Familie und das Theater. Ihr Credo heißt: „Perfektionismus ist nicht alles! Jeder sollte echt sein, sich selbst treu bleiben, sich nicht verleugnen.“ Sie ermutigt dazu, den Zahn der Zeit nagen zu lassen und eine gewisse Gelassenheit den Dingen gegenüber aufzubringen, zu akzeptieren, was kommt und nicht immer gegen alles anzukämpfen.