Ines Thomsen

Fotografin, Mentorin, Künstlerin

Das Leben der gebürtigen Linzerin Ines Thomsen nahm im Alter von 23 Jahren eine unerwartete Wende, als eine Gehirntumordiganose sie zwang, ihre Zukunftspläne zu überdenken. Nach ihrer Genesung und mit der Unterstützung ihrer Familie fand sie schließlich zu ihrer wahren Berufung: der Fotografie. Mit Ausbildungen an der Prager Fotoschule und internationalen Workshops, unter anderem in New York, etablierte sich Ines als gefragte Fotografin in den Bereichen Business-, Corporate-, Fashion- und Porträtfotografie. Ihr Ziel ist es, weit mehr zu tun, als nur Fotos zu machen: Sie möchte die Essenz der Persönlichkeit jedes Menschen vor ihrer Kamera einfangen und echte Emotionen transportieren. Neben ihrer Fotografie ist Ines mittlerweile auch Keynote-Speakerin auf internationalen Bühnen, wo sie über ihre Erfahrungen und die innovative Nutzung von Künstlicher Intelligenz spricht. Ihr Konzept der AI-Fusion Photography begeistert nationale wie internationale Auftraggeber und hebt ihre Arbeit in der modernen Fotografie hervor.

Interview

Bitte erzählen Sie uns, wie Sie zur Fotografie gekommen sind!

Meine Liebe zur Fotografie begann schon in meiner Kindheit. Mit der kleinen Pocketkamera meiner Mutter habe ich früh angefangen, meinen Bruder und andere Menschen zu fotografieren. Ich wusste immer, dass ich irgendwann eine professionelle Kamera haben und eine Ausbildung in Fotografie machen wollte, aber wie so viele, dachte ich: „Das mache ich später, wenn ich älter bin und mehr Geld habe.“ Mein Leben nahm jedoch eine unerwartete Wendung, als ich 2007 die Diagnose Gehirntumor bekam und operiert werden musste. In dieser Zeit bekam „Zeit“ eine neue Bedeutung für mich. Nachdem ich mich wieder erholt hatte, hat meine Mutter mich unterstützt und gesagt: „Wir warten jetzt nicht mehr.“ Mit ihrer Hilfe kaufte ich meine erste Kamera, und so begannen meine ersten ernsthaften Fotografie-Versuche. Ich habe mich buchstäblich Tag und Nacht mit Fotografie beschäftigt. Ich hatte endlich meinen Weg gefunden.

Sie mussten damals Ihre gesamten Zukunftspläne über den Haufen werfen – was hat Ihnen in dieser herausfordernden Zeit geholfen?

Die Diagnose hat mein Leben radikal verändert. Es war eine unglaublich herausfordernde Zeit, in der ich mich komplett neu orientieren musste, sowohl gesundheitlich als auch emotional. Nach meiner Genesung begann eine neue, sehr schwierige Phase in meinem Leben. Ich steckte fest in einer toxischen Beziehung und in einem Job, der mich nicht erfüllte. Dazu kam, dass es nach meiner Krankheit sehr schwer war, wieder in den Arbeitsmarkt zurück zu finden. Als Frau im gebärfähigen Alter und mit zwei fehlenden Jahren im Lebenslauf stieß ich oft auf Vorurteile. Was mir half, war die Unterstützung meiner Familie und Freunde. Sie standen immer hinter mir und haben mich ermutigt, weiterzugehen. Besonders meine Mutter, die mir mit der Fotografie einen Weg zurück zur Freiheit gezeigt hat. Durch sie konnte ich wieder reisen, meine Kreativität ausleben und immer mit Menschen arbeiten, was mir extrem wichtig ist. Gleichzeitig habe ich mich von den Einschränkungen eines sehr geregelten Lebens befreit.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrer Arbeit?

Das ist definitiv die Balance zwischen Kreativität und Geschäftlichem. Als Fotografin will ich mich voll und ganz auf die kreative Arbeit konzentrieren, aber in der Selbständigkeit kommen natürlich auch viele organisatorische und administrative Aufgaben dazu. Es ist herausfordernd, diese beiden Bereiche in Einklang zu bringen, ohne dass der kreative Prozess darunter leidet. Deshalb habe ich mir im Laufe der Zeit ein kleines, aber starkes Team aufgebaut, das mir hilft, genau diese Aufgaben abzufangen – von der Retusche bis hin zu technischen Dingen. So kann ich mich auf das fokussieren, was mir am meisten am Herzen liegt: das Fotografieren und die Arbeit mit Menschen.

Was sind die schönsten, lohnendsten Momente?

Das sind die Momente, in denen ich sehe, wie Menschen durch meine Bilder aufblühen. Es gibt nichts Schöneres als wenn jemand ein Foto von sich sieht und sagt: „Das bin ich? Ich wusste gar nicht, dass ich so schön sein kann!“ Diese Reaktionen sind für mich das größte Kompliment, weil ich weiß, dass ich es geschafft habe, nicht nur ein Bild zu machen, sondern auch das Selbstbewusstsein dieser Person zu stärken. Besonders erfüllend ist es, wenn ich Menschen in schwierigen Lebensphasen fotografiere, wie zum Beispiel Frauen nach einer Brustkrebserkrankung. Zu sehen, wie sie sich mit meinen Bildern wieder positiv wahrnehmen und stolz auf sich sind, ist unbeschreiblich. Das zeigt mir, wie kraftvoll Fotografie sein kann – sie kann weit über das hinausgehen, was man auf den ersten Blick sieht, und auf emotionaler Ebene wirklich etwas bewirken.

 

Was macht deiner Meinung nach ein gutes Foto aus?

Es geht nicht einfach darum, technisch alles richtig zu machen, sondern darum, eine echte Verbindung herzustellen. Ein gutes Foto fängt für mich nicht nur das Äußere einer Person ein, sondern ihre Essenz, es macht die Persönlichkeit und Emotionen eines Menschen sichtbar. Wenn ich es schaffe, dass sich jemand wohl und gesehen fühlt, dann entstehen die besten Bilder.

Wie schafft man es, dass sich Menschen vor der Kamera wohl fühlen?

Das Wichtigste ist, eine echte Verbindung aufzubauen. Das beginnt schon lange vor dem eigentlichen Shoot. Ich nehme mir Zeit für ein persönliches Gespräch, um die Person kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen. Während des Shoots geht es darum, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Manchmal ist es eine kleine Geste wie eine Umarmung zur Begrüßung oder ein lockeres Gespräch, das die Anspannung löst. Meine wichtigste Aufgabe ist es, den Raum so sicher und vertrauensvoll zu gestalten, dass sich die Menschen wirklich fallen lassen können. Denn nur so entstehen authentische und ausdrucksstarke Bilder.

Sie sind auch als Mentoring tätig, halten internationale Vorträge – welchen Tipp würden Sie anderen jungen Frauen am Anfang ihrer Karriere geben?

Mein größter Tipp an junge Frauen am Anfang ihrer Karriere ist, sich auf ihre Intuition zu verlassen. Unser Bauchgefühl weiß oft genau, was für uns richtig ist. Es ist wichtig, seinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn dieser manchmal unkonventionell oder riskant erscheint. Außerdem sollen sie keine Angst davor haben, Fehler zu machen, denn sie helfen uns, zu lernen und besser zu werden. Und ganz wichtig: Umgebt euch mit Menschen, die an euch glauben und euch unterstützen!

Wo soll es in den nächsten Jahre noch hingehen persönlich und beruflich?

Einerseits möchte ich die Zeit mit meiner Familie genießen und meinem Sohn die Kultur von Aruba, der Heimatinsel meines Mannes, näherbringen. Wir möchten ihm die Schönheit der Natur zeigen, ihm den Mut vermitteln, unkonventionelle Wege zu gehen und seiner Intuition zu vertrauen – Dinge, die in unserer modernen Welt oft zu kurz kommen. Beruflich unterliegt meine Arbeit ständigen Veränderungen, vor allem durch den Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI). Ich weiß nicht, wie mein Beruf in ein paar Jahren aussehen wird, aber die Essenz meiner Arbeit, Menschen zu inspirieren und ihnen ihre innere Schönheit zu zeigen, möchte ich unbedingt beibehalten. Gleichzeitig fasziniert es mich, die Möglichkeiten der KI weiter zu erforschen, ohne den menschlichen Aspekt zu verlieren.

Steckbrief

Familienstatus: verheiratet

Lieblingsgericht: indonesische Bami

Lebensmotto: Everything happens for a reason / Alles, was zu mir gehört, kommt zu mir

Mein Ausgleich: meine Familie, Sport

Ich in drei Worten: dankbar, authentisch, liebevoll

Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre… würde ich mich dafür einsetzen, dass Frauen mehr Mut fassen, ihre eigenen Wege zu gehen – egal, wie unkonventionell sie sein mögen. Ich würde Programme fördern, die Frauen ermutigen, ihre eigenen Karrieren zu gestalten und dabei auf ihre Intuition zu vertrauen.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre