Vor acht Jahren gründete die Eferdingerin Ingrid Gumpelmaier-Grandl FAIRytale Fair
Fashion und startete die Produktion von nachhaltiger Mode. Heute produziert sie in Nepal öko-faire Mode.
Ein ganz besonderes und einschneidendes Erlebnis war das verheerende
Erdbeben in Nepal im Jahr 2015. Die Sorgen waren groß und umso größer die Freude und Erleichterung, dass alle MitarbeiterInnen und deren Familien wohlauf sind. Kurz darauf folgte die Renovierung der Näherei und damit einhergehend die Installation einer Photovoltaikanlage. So konnte nicht nur fair, sondern auch energietechnisch nachhaltiger produziert werden – ein weiterer Meilenstein.
Für Ingrid Gumpelmaier-Grandl ist eines klar: Ihr Erfolg ist der Erfolg ihrer MitarbeiterInnen hier und auch in Nepal, der KundInnen und all der vielen verschiedenen WegbegleiterInnen. Ihre Modeschauen sind nicht nur eine Präsentation ihrer Mode, sondern vielmehr auch ein gesellschaftspolitisches Statement. Sie erzählt über die öko-faire Produktion und regt an, über eine enkelkindergerechte Welt nachzudenken. Präsentiert wird die Mode von jungen Frauen, alten Frauen, großen, kleinen, dicken, dünnen, einheimischen, zugewanderten, gesunden und solchen mit besonderen Bedürfnissen. Das ist ein Beitrag, den Gumpelmaier-Grandl leistet, um die Vielfältigkeit des Frauseins zu zeigen und Schönheitsideale zu hinterfragen. Um das Selbstbild der Frauen zu stärken, sorgt sie dafür, dass diese Vielfalt vor den Vorhang geholt wird.
Die Entwicklung der Frauen sieht sie kritisch. Gumpelmaier-Grandl befürchtet, dass viele Frauen im Alter armutsgefährdet sind: Die Folgen von Teilzeitbeschäftigung und Karenzzeiten, die sich in niedrigen Pensionen niederschlagen. Sie hofft, dass die Erfolge der Frauenbewegung nicht wieder rückgebaut werden und versucht, jungen Frauen klar zu machen, dass Frauenrechte erkämpft werden mussten und Feministin kein Schimpfwort ist, sondern man sich selbstbewusst als solche bezeichnen darf.
Verwundert ist sie, wenn von manchen jungen Frauen ihre Selbständigkeit nicht als selbstverständlich erachtet wird und sie gefragt wird, „ob ihr Mann erlaube, dass sie alleine nach Nepal reist.“ Eine Frage, die sie gar nicht versteht. „Für junge Frauen sollte es selbstverständlich sein, dass ich dafür keine Erlaubnis brauche.“
Gumpelmaier-Grandl denkt nicht, dass ihre Entscheidungen mutig sind. Für sie ist es ein Leichtes, auf der Bühne zu stehen oder etwas Neues anzufangen. Wirklich mutig findet sie sich dann, wenn sie „nein“ sagt und sich abgrenzt. Das verlangt viel Kraft. Jemand anderen in die Schranken zu weisen, ist mutig.
Dieser Mut ist für sie ein Entwicklungsziel. In ihren Augen wird es immer notwendiger, eine klare Position zu beziehen, gesellschaftspolitisch und wirtschaftlich nicht nur die eigenen Interessen zu vertreten, sondern das große Ganze im Auge zu behalten. Wenn sie von Positionen spricht, meint sie vor allem Positionen auszutauschen, in Dialog zu kommen. Den Dialog zu fördern ist für sie wesentlich für die positive Entwicklung einer Gesellschaft und eine Eigenschaft, die sie auch für sich selbst beansprucht. Sie ist dialogfähig und will mit dem Gespräch in alle Richtungen Mehrwert schaffen.
Deswegen ist sie auch in social media aktiv. Ihr Anspruch ist, den Geist ihrer Sache zu teilen. Wenn sie einen Beitrag teilt, dann „teile ich das, was ich an Gutem erlebe und was ich tatsächlich aufteilen will.“ Ihre Philosophie ist so einfach wie wunderbar: „Man soll so viele schöne Spuren wie möglich hinterlassen.“ Dazu hat jeder zu jeder Zeit unzählige Möglichkeiten. Es braucht nicht viel: Ein Lächeln, ein Kompliment.
Ein Kompliment, das Ingrid Gumpelmaier-Grandl erhalten hat und ein großer Erfolgsmoment war, ist der Brief einer alten Dame, die bei einer ihrer Modenschauen als Model dabei war. Sie bedankte sich mit einem Bild dafür, dass ihr die Modenschau noch einmal in ihrem Leben die Möglichkeit gab, sich als richtige Frau zu fühlen und wie schön das für sie war. Das ist der Erfolg, den Ingrid Gumpelmaier-Grandl meint.