Karin Thaller

Diplom Braumeisterin

Auch wenn sich schon viel getan hat in Punkto Gleichstellung und Frauen auch in vielen, den Männern zugeordneten Berufen ihre Frau stellen und Großartiges leisten, Bier ist in den Köpfen der meisten Menschen doch noch fest mit „Mann“ verknüpft. Dass das nicht so sein muss und dass eine Frau auch in diesem Metier äußerst erfolgreich sein und reüssieren kann, das zeigt eindrucksvoll der Lebenslauf der jungen Oberösterreicherin Karin Thaller.

Interview

Ein Klischee besagt, dass Frauen eher süßen Likör bevorzugen. Charakteristisch für Bier sind allerdings seine Bitterstoffe. Wie kommt man als Frau zu diesem doch noch eher etwas ungewöhnlichen Interesse?

Ich habe schon vom Kindesalter an die süßen Getränke eher gemieden. Bis heute sind Limonaden oder Säfte nur selten auf meinem Tisch zu finden. Gleiches gilt für Früchtetee – auch da bin ich eher untypisch unterwegs und greife bevorzugt zu Kräutertees, Salbeitee ganz vorne gereiht. Was wohl noch ungewöhnlicher ist als Frauen die gerne Bier trinken.

Sie haben nach der Matura in Weihenstephan ein Studium zur diplomierten Bierbraumeisterin absolviert. Wie darf man sich so ein Studium vorstellen? Wie lernt man dabei, seine Geschmacksknospen zu trainieren?

Vor meinem Studium habe ich noch die Lehrausbildung zur Brau- und Getränketechnikerin absolviert und anschließend als Gesellin in zwei unterschiedlichen Brauereien gearbeitet. Das war der Startschuss für meinen weiteren Ausbildungsweg, den ich rückblickend als unverzichtbar betrachte. Aus Büchern und Skripten allein erlernt kann man kein Handwerk. Das Studium in Weihenstephan ist vor allem wissenschaftlich fundiert aufgebaut. In der Zeit habe ich mich mehr mit Naturwissenschaften als mit dem Bierbrauen auseinandergesetzt. Aber auch hier gilt, ohne Grundkenntnisse entstehen keine Meisterwerke und um die Komplexität des Brauprozesses und der dafür notwenigen Technik zu verstehen bedarf es auch viel Theorie. Neben Chemie und Physik finden auch der Anlagenbau, technisches Zeichnen oder fundierte Kenntnisse in der Mikrobiologie ihren Platz. Die Geschmacksknospen werden bis auf einige wenige Sensorik Einheiten überwiegend in der Freizeit geformt.

Gehe ich recht in der Annahme, dass das Studium eher männerlastig ist? Wie wird man in so einer Runde als Frau aufgenommen? Und wann weiß man, dass man schließlich als gleichwertig anerkannt wird?

Stimmt, im Studium waren Männer das vorherrschende Geschlecht. In meinem Jahrgang waren wir 5 Frauen auf insgesamt 35 Absolventen. Für mich war das schon eine erfrischende Mischung, nachdem ich in der österreichischen Berufsschule das einzige Mädl in der ganzen Klasse war. Vielleicht hatte ich einfach Glück, aber in den Gruppen, denen ich mich angeschlossen habe, spielte das Geschlecht keine Rolle. Es heißt ja, Bier verbindet – und das völlig geschlechtsneutral.

Sie arbeiten als erste Frau in dieser Position für ein katholisches Kloster. Wenn man so will, kann man sagen: Nachhaltigkeit liegt in der DNA der katholischen Kirche. Wie macht sich dieser Nachhaltigkeitsgedanke beim Wirtschaftsbetrieb Brauerei bemerkbar? Wie legen Sie die Entwicklung an?

Im Kontext der Brauerei bedeutet das, Nachhaltigkeit nicht nur in ökologischer Hinsicht zu verstehen, sondern auch wirtschaftlich und sozial. Ökologisch setzen wir auf ressourcenschonende Produktion, energieeffiziente Brauverfahren und optimierter Rohstoffeinsatz.

Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt in der kontinuierlichen Optimierung und Überprüfung der Prozesse, um langfristig einen effizienten Einsatz von Ressourcen sicherzustellen. Durch diese stetige Anpassung und Verbesserung können wir Verschwendung vermeiden und so einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen gewährleisten. Im Stift Schlägl wird der Mensch hochgehalten. Bei verschiedenen Firmenveranstaltungen haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, sich besser kennenzulernen, gemeinsam aktiv zu werden und neue Bereiche zu entdecken. Dies fördert nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl, sondern trägt auch wesentlich zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance bei, die unseren Miteinander zugutekommt.

Die Stiftsbrauerei Schlägl ist eine eigenständige Mühlviertler Brauerei. Weltweit tätige Konzerne sind ständig auf „Einkaufstour“. Wie wappnet an sich gegen feindliche Übernahmen bzw. wie ist Ihre Strategie dagegen?

Unsere Stärke liegt nicht nur in der hohen Qualität unserer Produkte, sondern auch in unserer einzigartigen Eigentümerstruktur: Als traditionsreiche Brauerei im Besitz des Stifts Schlägl sind wir in der Lage, unabhängig und autonom zu agieren, ohne den Druck von externen Investoren oder Konzernen. Darüber hinaus setzen wir auf ein starkes regionales Netzwerk, eine enge Bindung zu unseren Kunden und eine konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Innovation. Diese Kombination aus Tradition und Zukunftsorientierung kann kein Geld der Welt zerrütteln.

Eine Frage noch zu Ihnen persönlich. Sie sind sehr jung in diese Position gekommen. Wo möchten Sie sich am Ende Ihres Berufslebens wiederfinden und was wollen Sie unbedingt gelernt bzw. kennen gelernt habe?

Ziel bleibt nach wie vor Erste Braumeisterin in einer unabhängigen Brauerei zu werden. Sofern es sich noch irgendwie ausgeht, wäre ein Auslandsaufenthalt fein – um kulturellen und fachlichen Input zu kombinieren. Wobei ich betonen muss, dass mein Fokus derzeit nach all den beruflichen Erfolgen mehr in Richtung Familienplanung geht.

 

Kurzfragebogen:

Alter: 29. Lebensjahr

Familienstatus: in festen Händen

Mein Power-Lieblingssong: Mocht jo nix – Krautschädl

Meine Lese-Empfehlung für junge Frauen/Menschen: Der König, der ohne Krone regiert (Robin S. Sharma)

Lebensmotto: „Saber es poder“

Mein Ausgleich: Zeit mit meinem Lieben & die Natur genießen -am Besten in Kombination

Ich in drei Worten: interessiert, lustig, ausgewogen

Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre … würde ich Frauen dazu aufmuntern sich über ihre Rechte zu informieren und diese auch zu nutzen.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre