Christine Winkler-Kirchberger

Menschenrechtsexpertin, Mediatorin, Leiterin Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ (KiJA), Soroptimistin, Vortragende Donau Universität Krems

Geschichte

Die 1963 geborene, in Hofkirchen/Mkr. in einer Großfamilie aufgewachsene zweifache Mutter hat sich schon immer für die Bedürfnisse von Anderen eingesetzt. Das begann schon als Jungscharleiterin, setzte sich ehrenamtlich in Elternvereinen und bei den Soroptimistinnen fort und hat sich in ihrem Beruf als leitende Kinder- und Jugendanwältin des Landes Oberösterreich manifestiert.

„Schon während meiner Gerichtspraxis im Bereich Familienrecht und Jugendstrafsachen wurde mir die Unzulänglichkeit des Rechts bewusst, insbesondere bei der Regelung von höchstpersönlichen Lebensbereichen“, so Winkler-Kirchberger. Den Landesdienst trat sie 1992 bei der oö. Kinder- und Jugendanwaltschaft an, die sie seit 2004 leitet. Während ihrer Karenzzeit absolvierte sie eine Ausbildung zur Mediatorin. Auch bei ihren weiteren Aus- und Fortbildungen liegt der Schwerpunkt im psychosozialen Bereich.

Ihr größtes Highlight war 2017 die Feier „25 Jahre Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ“. Da sie von Beginn an diese weisungsfreie Einrichtung des Landes OÖ mitaufgebaut hat, identifiziert sie sich damit in einem hohen Maß. Ihre Arbeit basiert auf der UN-Kinderrechtskonvention. „Für mich ist das ein sehr erfüllender Beruf, da ich in direktem Kontakt mit jungen Menschen und ihren Bezugspersonen gesellschaftliche Entwicklungen hautnah miterlebe und so ihre Interessen und Bedürfnisse in politische Entscheidungsprozesse einbringen kann.“ Besonders am Herzen liegt ihr die Prävention, um Kindern ein gesundes und gewaltfreies Aufwachsen zu ermöglichen und Narben aus Gewalt und Vernachlässigung zu vermeiden.  Meilensteine waren etwa die Einrichtung einer eigenen Mobbing- und Gewaltpräventionsstelle oder das Regionalkonzept „KiJA on Tour“ mit theaterpädagogischem Schwerpunkt.

Mutig tritt sie immer wieder für Menschenrechte ein. Mutig auch 2016 ihr Entschluss, mit 53 Jahren ein mehrwöchiges Praktikum in Brüssel zu absolvieren, um Einblick in die Handhabung von aktuellen, länderübergreifenden Themen wie Kinderhandel oder minderjährige Flüchtlinge, zu bekommen. Seit 10 Jahren ist sie im österreichweiten Aufarbeitungsprozess betreffend Demütigung, Gewalt und sexuelle Übergriffe ehemaliger Heimkinder aktiv. Als die ersten Fälle bei der KiJA vorgebracht und öffentlich wurden, erforderte es Mut, sich bei den Verantwortlichen dafür einzusetzen, dass die Betroffenen Gehör fanden und das geschehene Unrecht anerkannt wurde.

 Für Frauen sieht die Menschenrechtlerin in Österreich die gleichen Möglichkeiten wie für Männer, vorausgesetzt, sie haben eine gute Ausbildung und – sobald sie Mutter werden – ein gutes soziales oder familiäres Netz, wie in den meisten europäischen Ländern. Es gibt nur wenige Länder, in denen die Verantwortung für Kinder nicht vorrangig „Frauensache“ ist, sondern bei beiden Elternteilen liegt und es auch eine gesellschaftliche Verantwortung gibt. Da sieht sie in Österreich Aufholbedarf, der weit über das Thema „Kinderbetreuungsplätze“ hinausgeht.

Das Entstehen von Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein führt sie vor allem durch die Erfahrungen in der Kindheit zurück. Kinder stärken heißt: ihnen ein gesundes, gewaltfreies Aufwachsen ermöglichen in Liebe, Fürsorge und Sicherheit, aber auch mit Freiräumen. Wohin Frauen in der Zukunft tendieren, liegt in unseren Händen, ist sie überzeugt. Den zentralen Schlüssel für Gleichberechtigung sieht sie in der Bildung.

Christine Winkler-Kirchberger ist sehr dankbar für ihr Leben und möchte sich weiterhin für Menschrechte, insbesondere für Kinder und eine friedvolle Gesellschaft einsetzen. Ihre Erfahrungen möchte sie verstärkt in Seminaren weitergeben und publizieren.

Privat wünscht sie sich mehr Zeit mit ihrer Familie, ihrer wichtigsten Energie- und Inspirationsquelle. Auch Freunde,  Kunst, Kultur, Literatur und Reisen stehen ganz oben auf der Agenda der optimistischen Pragmatikerin.