MAG.A

Angelika Heinzl-Handl

Geschäftsführung des autonomen Frauenzentrums, ausgezeichnet mit dem Frauenpreis der Stadt Linz

„Mut bedeutet sich auf Ungewisses einzulassen“ – so lautet Angelika Heinzl-Handls persönliche Definition von Mut. Eben diese Ungewissheit hat die studierte Juristin und Mutter zweier Kinder nicht nur einmal in ihrem Leben erfahren. Bereits im Alter von 17 Jahren entschied sie sich als Austauschschülerin für ein Jahr nach Südafrika zu gehen.

Aber auch in beruflicher Hinsicht entspricht der Werdegang von Angelika Heinzl-Handl nicht jenem einer klassischen Juristin. Nach mehreren Jahren Tätigkeit als Rechtsanwältin   wechselte sie 2009 in den Sozialbereich um als Rechtsberaterin Frauen in schwierigen Situationen zu unterstützen. 2018 übernahm sie mit einer Kollegin die Geschäftsführung des autonomen Frauenzentrums und 2019 wurden die MUTmacherin und ihr Team mit dem Frauenpreis der Stadt Linz ausgezeichnet.

Interview

„Mut bedeutet sich auf Ungewisses einzulassen“ – so lautet Angelika Heinzl-Handls persönliche Definition von Mut. Eben diese Ungewissheit hat die studierte Juristin und Mutter zweier Kinder nicht nur einmal in ihrem Leben erfahren. Bereits im Alter von 17 Jahren entschied sie sich als Austauschschülerin für ein Jahr nach Südafrika zu gehen. Aber auch in beruflicher Hinsicht entspricht der Werdegang von Angelika Heinzl-Handl nicht jenem einer klassischen Juristin. Nach mehreren Jahren Tätigkeit als Rechtsanwältin   wechselte sie 2009 in den Sozialbereich um als Rechtsberaterin Frauen in schwierigen Situationen zu unterstützen. 2018 übernahm sie mit einer Kollegin die Geschäftsführung des autonomen Frauenzentrums und 2019 wurden die MUTmacherin und ihr Team mit dem Frauenpreis der Stadt Linz ausgezeichnet.

MUTmacherinnen: Frau Heinzl-Handl, sie haben im Jahr 2018 die Leitung des autonomen Frauenzentrums in Linz übernommen. Was hat Sie an dieser Herausforderung gereizt?

Angelika Heinzl-Handl: Das Wort MUT trifft es hier ganz gut. Die Aufgabe des autonomen Frauenzentrums ist es, Frauen in Trennungs- und Scheidungssituationen sowie in Fällen von sexueller, physischer, psychischer und ökonomischer Gewalt zu  beraten und zu begleiten sowie Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Diesen Frauen Mut zu machen und Perspektiven aufzuzeigen, ist ein essentieller Teil unserer Arbeit, der die Tätigkeit auch besonders erfüllend macht.

MUTmacherinnen: Was bedeutet für Sie Mut im Alltag?

Angelika Heinzl-Handl: Mut im Alltag kann ganz viel bedeuten. Als Geschäftsführerin des autonomen Frauenzentrums möchte ich dazu ermutigen in jenen Situationen Mut zu beweisen, wo andere Hilfe brauchen oder wo es gilt, frauendiskriminierendes Verhalten aufzuzeigen – das Einschreiten, wenn eine Frau auf der Straße belästigt wird, das Ansprechen von sexistischem Verhalten auch im eigenen sozialen Umfeld, das Tätigwerden, wenn man von einem möglichen Mobbing in der Schule oder der Benachteiligung einer Arbeitskollegin erfährt ect.  Dieses Leben von Zivilcourage im Alltag stärkt und gibt anderen aber auch einem selbst wieder Mut.

MUTmacherinnen: Sowohl im autonomen Frauenzentrum haben sie viel mit jungen Frauen zu tun aber auch privat kennen Sie als Mutter zweier Kinder die Herausforderungen junger Menschen. Wenn es um Gleichberechtigung geht, wie gehen junge Menschen Ihrer Meinung nach heute an diese Sachen heran?

 Angelika Heinzl-Handl: Viele junge Frauen sind nicht mehr mit den traditionellen Rollenbildern aufgewachsen, wie ich es noch in meiner Kindheit erlebt habe – und das stimmt mich optimistisch. Es verändert sich langsam, in kleinen Schritten etwas in Richtung Gleichstellung der Frauen, aber es bleibt noch viel zu tun. Immer noch müssen Frauen auf Ungerechtigkeiten und Missstände hinweisen und ihre Rechte immer wieder verteidigen und einfordern.

MUTmacherinnen: Auf Ihren Reisen haben Sie bereits viele Kulturen kennengelernt. Haben Sie das Gefühl, es besteht hier eine Diskrepanz zu anderen Ländern?

 Angelika Heinzl-Handl: Reisen zählt zu meinen liebsten Hobbies, auch wenn es die letzten Jahre leider etwas zu kurz gekommen ist. Im Jahr 1995/96 habe ich mit meinem Mann eine Weltreise unternommen und tatsächlich viele unterschiedliche Zugänge und Lebensweisen kennen lernen dürfen, auch was das Thema Gleichberechtigung betrifft. In Österreich ist die Familienarbeit wie Kinderbetreuung, Hausarbeit, Betreuung kranker oder alter Angehöriger noch immer sehr ungleich zwischen den Geschlechtern aufgeteilt. Der Großteil dieser unbezahlten Arbeit wird von den Frauen geleistet, was zur Folge hat, dass sie oft schwerer einen Job finden, häufiger Teilzeit arbeiten und geringere Karrierechancen haben. In Ländern, in denen die Familienarbeit gerechter zwischen Männern und Frauen aufgeteilt ist, gibt es auch eine deutlich höhere Erwerbstätigenquote von Frauen und der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist höher. Dies ist zum Beispiel in den skandinavischen Ländern der Fall, dort gehen auch die Väter ganz selbstverständlich für einen längeren Zeitraum in Elternkarenz und arbeiten auch nach der Karenz weniger Wochenstunden als Väter in Österreich.

MUTmacherinnen: Was empfehlen Sie Frauen?

 Angelika Heinzl-Handl: Frauen sollten sich mehr auf ihre Stärken konzentrieren, sich immer wieder bewusst machen, wie viel sie schon geleistet und geschafft haben. Ganz wichtig ist es auch, Fehler nicht als Scheitern, sondern als Teil des Lebens und als Chance zu sehen, etwas dazu zu lernen.

 

Name: Angelika Heinzl-Handl

Familienstatus: verheiratet, zwei Kinder

Lieblingsessen: authentisch asiatische Küche

Angelika Heinzl-Handl in drei Worten: sozial, engagiert, kritisch

Wenn ich einen Tag lang Frauenministerin wäre…: würde ich mich für mehr gendersensible Pädagogik sowie Gewaltprävention für Mädchen und Burschen in den Schulen einsetzen, ein verpflichtendes Pensionssplitting und für die finanzielle Absicherung von Frauenberatungsstellen und Frauenhäusern, um nur einige von vielen dringend notwendigen Maßnahmen zu nennen

 

Name
Mag. Angelika Heinzl-Handl
Familie
verheiratet, zwei Kinder
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre
würde ich mich für mehr gendersensible Pädagogik sowie Gewaltprävention für Mädchen und Burschen in den Schulen einsetzen, ein verpflichtendes Pensionssplitting und für die finanzielle Absicherung von Frauenberatungsstellen und Frauenhäusern, um nur einige von vielen dringend notwendigen Maßnahmen zu nennen