Dr.in

Margarita Santer

Ärztin

Ihr Beruf ist zugleich ihre Berufung, denn bereits als Kind wusste Margarita Santer, dass sie später einmal Ärztin werden möchte. Bis heute geht sie ihrer medizinischen Tätigkeit, die im Laufe ihres beruflichen Lebens von Allgemein- über Intensiv- und Notfallmedizin bis zur Schmerztherapie reichte, mit Leidenschaft nach. Hierfür nimmt sie sich in ihrer Wahlarztpraxis in St. Agatha viel Zeit für ihre Patientinnen und Patienten, um eine auf den individuellen Menschen abgestimmte Behandlungsmöglichkeit zu finden. Zusätzlich zu ihrer Arbeit als Ärztin engagiert sich die aus dem Bezirk Grieskirchen stammende Medizinerin im Sozialbereich und ist begeisterte Soroptimistin. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie wichtig die gegenseitige Unterstützung unter Frauen im beruflichen Alltag ist. Deswegen ist es ihr ein Anliegen, Frauen dazu zu ermutigen, berufliche Herausforderungen anzunehmen und sich auch an Führungspositionen zu wagen. Als Frau und ehemalige Primaria in einem traditionell männlichen Beruf geht sie dabei als gutes Beispiel voran.

Interview

Können Sie bitte Ihren Werdegang in Stationen und markanten Weggabelungen kurz skizzieren?

Ich bin in einer Landarztpraxis aufgewachsen und hatte damals schon das Berufsziel Ärztin vor Augen. Mit 10 Jahren kam ich ins Gymnasium der Kreuzschwestern in Linz, wo ich die nächsten acht Jahre im Internat, weg vom Elternhaus, verbrachte. Dies stellte bereits die erste Abnabelung vom strengen Erziehungsregime meines Vaters dar. Nach der Matura begann ich mit dem Medizinstudium in Wien, das ich in Mindeststudienzeit absolvierte, um so bald wie möglich auf eigenen Beinen zu stehen. Danach folgten Ausbildungen zur Allgemeinmedizinerin und Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin, Schmerztherapie, und Notfallmedizin in verschiedensten Kliniken im In- und Ausland. In der Zwischenzeit fanden meine Heirat und die Geburt meines Sohnes statt. Dieser Spagat zwischen Beruf und Familie war die erste große Herausforderung, weil damals weder Krabbelstube, Väterkarenz noch Pflegeurlaub üblich waren. Zusätzlich absolvierte ich ein postgraduelles Studium im Bereich Führungsmanagement. 1996 übernahm ich die Leitung der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin im Krankenhaus Grieskirchen (heutiges Klinikum Wels-Grieskirchen). Zusätzlich war ich noch in verschiedensten Gremien tätig, für die Ausbildung der JungmedizinerInnen verantwortlich, Gutachterin und Mitglied des Landessanitätsrat und somit auch Entscheidungsträgerin bei der Besetzung von Führungspositionen.

2015 erfolgte die vorzeitige Pensionierung im Rahmen der Fusionierung der Spitäler Grieskirchen und Wels, bei welcher es zu einem Abbau von Führungskräften kam.

Daran anschließend baute ich eine Wahlarztpraxis für Schmerztherapie auf, die bis heute besteht. Darüber hinaus betreute ich bis vor kurzem wöchentlich obdachlose Menschen medizinisch in Wien.

Worin bestehen Ihre heutigen Tätigkeiten?

Ich arbeite noch immer als Schmerztherapeutin und bin nach wie vor Ärztin aus Leidenschaft. Darüber hinaus bin ich mit ganzem Herzen Soroptimistin, engagiere mich in vielen sozialen Projekten und bin immer zur Stelle, wenn jemand Hilfe braucht.

Haben Sie in Ihrem beruflichen Umfeld je einen Unterschied zwischen Mann und Frau wahrgenommen? Wie manifestierte sich der unterschiedliche Umgang mit den Geschlechtern?

Bereits in meiner Kindheit und durch meinen sehr konservativen Vater wurde mir klar gemacht, dass das Studium der Medizin eher Männern zusteht und als junges Mädchen wurde ich aufgrund meines Berufswunsches eher belächelt. Auch als junge Ärztin in Ausbildung gab es deutliche Unterschiede zwischen Mann und Frau: Männer wurden bevorzugt behandelt, Frauen bekamen eher seltener eine Ausbildungsstelle und Führungspositionen wurden eher an Männer vergeben. Als Frau musste man doppelt so viel Engagement einbringen, um gehört oder akzeptiert zu werden.

Sind Sie während Ihrer beruflichen Karriere je durch Ihr Frausein eingeschränkt oder ausgebremst worden?

Bei meiner Bewerbung als Abteilungsleiterin, als Primaria, musste ich mich als einzige Frau drei Hearings unterziehen, da sich die Geschäftsführung nicht vorstellen konnte, dass ich mich als Frau durchsetzen konnte. Letztlich überzeugte ich dann durch meine fachliche Kompetenz. Folgende Frage der Generaloberin – ich hatte mich im Ordensklinikum Grieskirchen beworben – habe ich bis heute nicht vergessen: „Sind Sie sich sicher, dass Sie als Frau bei nur männlichen Kollegen in der Führungsebene bestehen können und sich durchsetzen können?“ Als einzige Abteilungsleiterin war mein sehr engagiertes Auftreten natürlich von anderen nicht immer erwünscht, und ich wurde dementsprechend auch dafür kritisiert.

Meine MOTIVATION ist … das Ergebnis meiner Arbeit und meines Einsatzes, die Wertschätzung meiner Arbeit sowie, Positives bewirkt zu haben.

 

ANTRIEB ist mir … meine Familie, besonders mein Sohn, der mich mit immer neuen Ideen überrascht, mich motiviert und sagt: „Mama, das wär’ doch auch etwas für dich!“

In welchen Situationen Ihrer bisherigen Laufbahn hat man Ihnen Mut gemacht?

Man machte mir Mut, mich um die Führungsposition im Klinikum zu bewerben. Kolleginnen und medizinische Mitarbeiterinnen machten mir immer Mut, nicht aufzugeben, besonders bei der Einführung von neuen medizinischen Geräten, beim Auf- und Ausbau einer neuen und modernen Intensivstation und Schmerzambulanz und motivierten mich beim immerwährenden Einsatz und der Aufklärung im Bereich der Organspende. Es war und ist mir noch immer ein großes Anliegen, über die Sinnhaftigkeit und Problematik dieses Themas aufzuklären, es den Menschen näher zu bringen und jedem einzelnen Mut zu machen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

In welchem Bereich würden Sie jungen Frauen aus heutiger Sicht gerne Mut machen?

Ich würde jungen engagierten Frauen Mut machen, sich für ein modernes Frauen- und Mutterbild einzusetzen. Mütter müssen selbst entscheiden dürfen, wann und wie sie nach ihrer Karenz in den Beruf zurückkommen wollen. Ob Voll- oder Teilzeit, die Gesellschaft muss entsprechende Modelle anbieten. Ich möchte den Frauen auch Mut machen, Ihre PartnerInnen ins Boot zu holen – hier müssen alle Verantwortung tragen.

Name: Margarita Santer

Familienstatus: verheiratet, Mutter eines Sohnes

Lieblingsgericht: gefüllte Paprika mit Tomatensoße

Lebensmotto: Es gibt immer einen Weg – nie aufgeben!

Mein Ausgleich: meine Familie, Sport, Laufen, Wandern, mein Garten, Kultur

Ich in drei Worten: hilfsbereit, verlässlich, gewissenhaft

Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre, dann … würde ich mehr Kinderbetreuungseinrichtungen finanzieren. Ich würde Frauen die Möglichkeit bieten, auf Wunsch wieder rasch und voll ins Berufsleben einzusteigen, sie dabei unterstützen, Führungspositionen anzustreben und sich nicht gegen ihren Willen in eine altmodische Mutterrolle drängen zu lassen. Wer mit Familie Vollzeit arbeiten will, soll die Möglichkeit bekommen. Auch eine ungleiche Bezahlung darf es nirgendwo mehr geben!

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre