Sr.

Maria Schlackl

Ordensfrau, Salvatorianerin Leiterin der Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde“

Geprägt durch einen außergewöhnlichen Start ins Leben, die elterliche Fürsorge und ihren bemerkenswerten Gerechtigkeitssinn, fühlte sich Schwester Maria Schlackl bereits früh zum Dienst an der Gesellschaft berufen. So entschied sie sich schon in jungen Jahren, der Gemeinschaft der Salvatorianerinnen beizutreten und als Ordensfrau durchs Leben zu gehen. Ihr Weg führte sie durch verschiedene Aus- und Weiterbildungen und überdies zu einem außergewöhnlichen Engagement für Gerechtigkeit und die Wahrung der Menschenrechte. Als Leiterin der Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde“ setzt sich die tatkräftige Oberösterreicherin für ein selbstbestimmtes Leben von Frauen ein und gibt jenen eine Stimme, die in der Gesellschaft oft überhört werden. Ihre Geschichte erzählt nicht nur von beruflichem Erfolg, sondern vor allem von einer Frau, die sich mit Herz und Seele für andere einsetzt – aus der Überzeugung heraus, dass jede Person Respekt und Solidarität verdient.

Interview

Geprägt durch einen außergewöhnlichen Start ins Leben, die elterliche Fürsorge und ihren bemerkenswerten Gerechtigkeitssinn, fühlte sich Schwester Maria Schlackl bereits früh zum Dienst an der Gesellschaft berufen. So entschied sie sich schon in jungen Jahren, der Gemeinschaft der Salvatorianerinnen beizutreten und als Ordensfrau durchs Leben zu gehen. Ihr Weg führte sie durch verschiedene Aus- und Weiterbildungen und überdies zu einem außergewöhnlichen Engagement für Gerechtigkeit und die Wahrung der Menschenrechte. Als Leiterin der Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde“ setzt sich die tatkräftige Oberösterreicherin für ein selbstbestimmtes Leben von Frauen ein und gibt jenen eine Stimme, die in der Gesellschaft oft überhört werden. Ihre Geschichte erzählt nicht nur von beruflichem Erfolg, sondern vor allem von einer Frau, die sich mit Herz und Seele für andere einsetzt – aus der Überzeugung heraus, dass jede Person Respekt und Solidarität verdient.

Schwester Schlackl, Sie hatten einen besonderen Start ins Leben, der Sie in Ihrem späteren Leben geprägt hat.

Ja, ich bin am 13. April 1952, an einem Ostersonntag, in Waizenkirchen geboren. Was für ein Geburtstag: ein Ostersonntagskind, ausgestattet mit Lebensfreude, Mut und Auferstehungskraft! Mein Werdegang stand also von Anfang an unter einem guten Omen, nicht zuletzt auch durch meine Eltern. Eine ermutigende Kindheit war mir und meinen Geschwistern geschenkt! Und weil der Start ins Leben von Zuversicht und Gerechtigkeitssinn geprägt war, zeichnete sich bald auch das Gespür für (m)eine Berufung ab. Ich wollte in der Weltgesellschaft zu etwas beitragen, das zu mehr Gerechtigkeit und Lebenssinn führt. Der Glaube und das vom Geist des Evangeliums geprägte Lebenszeugnis meiner Eltern spielten dabei eine maßgebliche und richtungweisende Rolle.

Können Sie bitte diesen Werdegang, der Sie zu Ihrer Berufung geführt hat, kurz skizzieren?

Nach der Grundschule absolvierte ich zunächst die Ausbildung zur Kindergarten- und Hortpädagogin. Mit 19 Jahren entschied ich mich, bei den Salvatorianerinnen die Ordensausbildung im Noviziat zu beginnen. Mit 21 Jahren habe ich das erste Mal Ja zu meinem Leben als Ordensfrau gesagt. Nach wenigen Jahren als Hort- und Kindergartenpädagogin merkte ich, dass mir die pastorale und persönlichkeitsbildende Arbeit mit Erwachsenen mindestens so liegt. So folgten Stationen der Aus- und Weiterbildungen wie: Theologischer Fernkurs, Bibelschule in Nazareth, eine gesellschaftspolitische Ausbildung bei der KSÖ (kath. Sozialakademie) und schließlich der Diplomlehrgang für Erwachsenenbildung. Lebens- und Wirkungsorte lagen in der Steiermark, in Kärnten, in Wien und schließlich wieder in meinem Heimatbundesland in Oberösterreich. Seit 2013 bin ich zusammen mit zwei weiteren Salvatorianerinnen in Linz. Hier tat sich das Engagement gegen Menschenhandel, speziell gegen Frauenhandel und für Menschenwürde für mich auf.

Was ist Ihre heutige Position und Rolle, wie definieren Sie Ihre Tätigkeiten?

Einerseits gehöre ich schon 18 Jahre zur Provinzleitung der Salvatorianerinnen, gleichsam zur Unternehmensleitung in Österreich. Neben der Leitungsverantwortung gehören spirituelle Impulse, geistliche Vertiefung, Netzwerken, Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsaufgaben zu meinem Aufgabenfeld innerhalb des Teams, das aus sechs Salvatorianerinnen besteht, für 75 Schwestern zuständig ist und die Gemeinschaft mit den vielfältigen Aufgaben stets zukunftsfähig weiterentwickelt.

Jahrgangsmäßig bin ich eigentlich schon Pensionistin – doch dieses Lebensgefühl hat sich bei mir noch nicht eingestellt. So hat mich mit meinem Umzug nach Linz im Jahr 2013 ein besonders herausforderndes Thema gefunden, eine Realität, die es so gar nicht geben dürfte: Anfang 2014 habe ich die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde“ ins Leben gerufen und leite diese seither in einem Team von sieben Personen.

Haben Sie in Ihrer Tätigkeit je einen Unterschied zwischen Mann und Frau wahrgenommen bzw. wie wurden Sie in Ihrer Arbeit mit der Unterschiedlichkeit der Geschlechter konfrontiert?

Wenngleich „der Mann“ dort und da immer etwas mehr das Sagen hatte, stellte ich meine Frau – ausgestattet mit gesundem Selbstwert aufgrund meiner Erfahrung in der Familie. Unser Vater war weder Machtmensch noch hatte ich je das Gefühl von patriarchalen Familienstrukturen. Er war immer einer, der Frauen geschätzt und, wo nötig, geschützt hat. So ist es für mich selbstverständlich, dass es in erster Linie um das Menschsein geht, gleichgültig, ob die Person, mit der ich in Kontakt trete, Frau oder Mann ist.

Innerhalb unserer Ordensgemeinschaft habe ich den Unterschied zwischen Salvatorianern und Salvatorianerinnen nicht als negativ wahrgenommen, im Gegenteil, es ging um ein wertschätzendes Miteinander. Dazu gehören mitunter auch Diskussionen und das gemeinsame Bewältigen herausfordernder Momente. Das wiederum hat wechselseitig Horizonte geöffnet.

Wie haben Sie das Verhältnis zwischen Mann und Frau in Ihrer Funktion als Leiterin der Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel“ wahrgenommen?

Im Engagement gegen Menschenhandel bin ich sehr wohl mit der Unterschiedlichkeit der Geschlechter konfrontiert. Klar gesagt: Mein Engagement ist notwendig, weil vor allem Männer im kriminellen Geschäftsfeld Frauenhandel Frauen und Mädchen für ihre einseitigen Interessen missbrauchen. Welches Menschenbild ist vorherrschend, wenn Männer die Macht haben bzw. sich die Macht nehmen, Frauen zum Zweck sexueller Ausbeutung zu kaufen und zu missbrauchen? Wie tickt ein Mann, der „ohne mit der Wimper zu zucken“ Frauen im Internet bucht, sie aufgrund falscher Versprechen in Schulden stürzt, sie weiterverkauft, immer wieder verkauft, Unsummen an Geld verdient, ungeachtet dessen, wie kaputt diese Frau nach kurzer Zeit ist? Die Frauen werden in Abhängigkeit gehalten, sind unfrei und traumatisiert! Es gibt aber auch jene Männer, die sich gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution engagieren. Sie dürfen aber noch mehr werden und sich entschiedener und wahrnehmbarer positionieren!

Wurden Sie in Ihrem beruflichen Werden je durch Ihr Frausein in die Schranken gewiesen? Ich würde es nicht so nennen, so direkt in die Schranken gewiesen wurde ich aufgrund meines Frauseins in meinem Beruf nicht. Aber ja, die Position als Frau (in) der Kirche wird leider noch immer mehr oder weniger von Männern zugewiesen. Hierarchie ist männerdominiert. Aber nicht mehr alle „Kirchenmänner“ tragen das mit. Viele wollen längst Veränderung in Richtung Gleichstellung. Es gibt Bewegung, langsam, aber der Mann ist im Wesentlichen noch der richtungweisende und bestimmende „Faktor“. Wie kam es dazu, nicht nur in der Kirche, sondern in der Gesamtgesellschaft, dass der Mann in vielen Bereichen das bestimmende Oberhaupt ist? Meines Wissens wurden wir als Ebenbild Gottes erschaffen, als ebenbürtige Menschen, als Mann und Frau. Wer also hat im Laufe der Geschichte, in Kulturen und Traditionen, die Geschlechterungleichheit erfunden? Inakzeptabel.

Meine MOTIVATION ist:

LEBENsSINN, Lebensfreude, Glaube und Vertrauen und zu merken: Ich kann etwas bewegen!

 

ANTRIEB ist mir:

die Not der Menschen – und das mir geschenkte Glück eines erfüllten Lebens!

Weiters: um Gott zu wissen, eine stärkende und lebensspendende Kraft, die über mich hinausgeht; sie erhält mich am Leben, durch sämtliche Anforderungen und Krisen hindurch.

Gott will das Heil für jeden Menschen, und dafür will ich da sein!

In welchen Situationen Ihrer bisherigen Laufbahn hat man Ihnen Mut gemacht?

Mach es, du kannst es so gut“, habe ich öfter gehört. In einer Glaubenskrise hatte ich einen sehr einfühlsamen Begleiter und Mutmacher! Bei Anfeindungen gab es immer wieder Menschen, die mich bestärkt haben, auf meinem Weg zu bleiben.

In welchem Bereich würden Sie jungen Frauen aus heutiger Sicht gerne Mut machen?

Ihr Frausein leben, unabhängig von ungebetenen Zurufen von irgendwoher! Sich von „Männermacht“ nicht beeindrucken lassen. Lernen, sicher aufzutreten, wenn sie ein wichtiges Anliegen zu kommunizieren haben. Gegen Unrechtsverhältnisse aufstehen, Verbündete suchen und überzeugend wirken – für Gleichstellung der Geschlechter. Bei sexuellen Übergriffen nicht zögern, dies zur Anzeige zu bringen. Bleib wachsam auf dem Weg zu (d)einem sinnerfüllten Beziehungsleben!

Name: Sr. Maria Schlackl

Familienstatus: Ordensfrau, Salvatorianerin

Lieblingsgericht: Erdäpfelnudeln

Lebensmotto: Mit Freude leben, was ich bin.

Mein Ausgleich: Schwimmen, Wandern, Lesen, in Stille da sein, Freundeskreis

Ich in drei Worten: Leidenschaftlich für Menschenwürde

Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre, dann … würde ich ALLE (Parteien) an einem Tisch versammeln, ein Dialogforum gründen, das mutig jeglichen Missbrauch an Frauen anspricht und möglichst rasch in wirksames Handeln kommt – für ein würdevolles, gleichberechtigtes und angstfreies FrauenLEBEN.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre