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Martina Ritter

Geschäftsführerin Sportunion OÖ, Profi-Radsportlerin

Interview

Sich Martina Ritter ohne Fahrrad vorzustellen fällt schwer und natürlich findet das Gespräch in einer kurzen Pause im Trainingslager in Mallorca statt.  „Ich kann, ich will, ich werde!“, ist das Motto auf ihrer persönlichen Website, aber es steht dort auch, dass sie gerne liest, kocht und dass sie gerne gut isst, findet man mit etwas Recherche ebenfalls heraus. 

Wenn man weiß, dass sich Martina Ritter Sport und Leben als Geschäftsführerin der Sportunion OÖ finanzieren muss, erstaunt es umso mehr, dass sie auch Zeit für die kleinen Freuden des Lebens und einen kleinen, feinen Freundeskreis findet.

Sport hat ihr Leben schon seit früher Kindheit geprägt. Dass sie aber einmal als erfolgreiche Profisportlerin auf Podesten stehen würde und als Vorbild für Frauen in einem ganzen sportlichen Sektor werden könnte, hatte sie sich nie so vorgestellt. Umso mehr, als im Österreichischen Radsport Frauen einen enorm schweren Stand haben und sich nicht auf Unterstützung verlassen können.

Ihre Teenagerjahre verbrachte Martina mit allem anderen als Sport. Erst mit 22 Jahren fand sie, dass es doch an der Zeit wäre, ihren Körper wieder etwas zu pflegen. Aus dem wiedererwachten Körpergefühl fing sie eher durch Zufall an, Rad zu fahren, zunächst mit einer Männergruppe, in der sie ihre Leidenschaft für diesen Sport entdeckte. Sie merkte, dass sie überall mithalten konnte, beim Salzburg Marathon ohne Vorbereitung auf den 3. Rang fuhr und dann Schlag auf Schlag in den Rennsportbetrieb hineinkam und schlussendlich in einem slowenischen Rennsport-Team aufgenommen und zum Profi wurde. Von ihrer Leidenschaft für den Radsport kam sie seither nicht mehr los, auch wenn sie sich diese Leidenschaft mit einem harten (Neben)Job verdienen und jeden Cent ihres Gehaltes in das Radfahren investieren muss.

Rotter ärgert sich zwar sehr darüber, dass Frauen im österreichischen Radsport weder ein Gehalt kriegen noch wirklich unterstützt werden und hart für ihre Leidenschaft kämpfen müssen, aber für sie ist es wichtiger, einen Traum leben zu können, als dabei reich zu werden oder berufliche Karriere zu machen. Leidenschaft für etwas zu entwickeln und diese auch gegen gesellschaftliche Gepflogenheiten konsequent und diszipliniert zu leben ist der Rat, den sie allen Frauen mit auf den Lebensweg geben möchte. Den Mut zu haben, über den eigenen Schatten zu springen, es fließen zu lassen, nicht zu viel planen, offen für Veränderungen und Gelegenheiten zu sein, diese zu packen, aber immer auch ein Scheitern als reale Option mit einzukalkulieren.

Ihr Motto, das auf den ersten Blick wie eine Kampfansage an sich selbst wirkt, erhält so einen anderen Sinn: es geht nicht prioritär ums Können und Wollen, sondern es geht um das eigene „Ich“.

Durch ihre Hartnäckigkeit und ihren Kampfgeist ist Martina Ritter heute – ohne es zu wollen – ein Vorbild im Frauen-Radsport in Österreich und ironischerweise hat sie heute durch ihre ununterbrochene Berufstätigkeit auch die Möglichkeit, die Situation im Frauenradsport zu verbessern. Vom Leistungssport will sie zurücktreten, weil sie vom Müssen wieder ins Können zurückkommen will. Sie möchte ihre Kompetenz und ihre Leidenschaft dafür einsetzen, die Chancen und Möglichkeiten für Frauen im Radsport durch ihre heutige Berufsausübung als Geschäftsführerin der Landesstelle Oberösterreich der Sportunion zu verbessern.

Auch wenn Martina Ritter beruflich den Fahrradsattel gegen den Schreibtisch getauscht hat, bleibt sie sich selbst treu: Leidenschaft, Freude und Spaß sind die Triebfedern für Lebensqualität, nicht Karriere, sozialer Status oder in Gold gerahmte Diplome und Titel an der Wand.

 

 

 

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre