Aloisia Moser ist Assistenzprofessorin am Institut für Geschichte der Philosophie der Katholischen Privatuniversität Linz. Zuvor hat sie unter anderem in Berlin, New York und Berkeley geforscht und gelehrt.
Aufgewachsen ist sie als das vierte von sechs Kindern auf einem Bauernhof. Die harte Arbeit war Alltag. Ihren Selbstwert und ihr Selbstbewusstsein musste sie sich selbst aufbauen. Wertschätzung und Bestätigung haben ihr Menschen außerhalb der Familie gegeben. Was ihr geholfen hat, war ihre Neugierde, sie hat immer mit allen geredet und viel gefragt. Trotz der schwierigen Ausgangssituation war es ihr möglich, eine starke Persönlichkeit zu entwickeln. Lebendig, hartnäckig, konsequent, zuverlässig, neugierig, das alles sind Eigenschaften, die die Professorin beschreiben.
Großen Mut hat sie sich selbst bewiesen, von Anfang an: Aloisia Moser macht sich an ihrem ersten Schultag tapfer allein auf den Weg in die Stadt ihres Gymnasiums. Sie hatte ihren Vater angefleht, sie dort anzumelden. Er hat ihr diesen Herzenswunsch nur unter der Bedingung erfüllt, dass sie alles alleine schaffen müsse. Sie öffnet die Tür des Klassenzimmers und blickt in ein Meer von Gesichtern: ihre neuen SchulkollegInnen sitzen da- allesamt mit ihren Eltern. Ihre bestärkende Philosophie, die sie aus Erlebnissen wie diesem bezieht: „Aus Gegenwind wird Rückenwind.“ Sie meint, jedes Hindernis, jede Angst, die man überwindet, lasse einen wachsen und mache einem später vieles leichter.
Eines der Dinge, die sie seit ihrer Rückkehr nach Österreich hier am meisten stören, ist, dass viele Kinder nicht gehört und wahrgenommen werden, sondern abgetan und abgeschoben. Das sei katastrophal für die Persönlichkeitsentwicklung, ist Aloisia Moser überzeugt. Die USA haben für sie die größten Chancen zur Weiterentwicklung bereitgehalten. Sie war bereits Graduate Student als sie dorthin kam und hat dort ihr Doktorat gemacht. In Amerika hat sie unter Menschen gelebt, die wirklich verstanden haben, dass wir alle Menschen sind: Egal wo man herkommt, welche Hautfarbe man hat, welchem Geschlecht oder welcher Gesellschaftsschicht man angehört, zuerst ist man einmal Mensch und wird wertschätzend behandelt. Ihre Dissertation hat sie fertig geschrieben, als ihre Tochter ein Jahr alt war. Die nordischen Länder Europas seien die, die sich wirklich darum kümmern, dass Frauen aufstreben könnten, meint Moser. „Wir müssen daran weiterarbeiten, dass man schon bei den Kindern anfängt, sie „sieht“- nicht als Bub oder Mädchen, sondern als wertvollen Menschen.“ Die Doktorin hat eine Tochter mit neun Jahren und einen Sohn, sechs Jahre alt. Diesen Menschen – zusammen mit ihrem Ex-Mann – Aufmerksamkeit und Zuwendung zu geben, eine Mutter zu sein, die emotional mit ihren Kindern verbunden und für sie da ist, das war und ist das wichtigste Projekt der Professorin in den letzten zehn Jahren.
Frau Moser lässt sich nicht in die traditionelle Frauenrolle pressen und hält sich nicht an Ziele, die ihr vorgeschrieben und starr und von außen diktiert erreicht werden sollen. Ihre Ziele sind flexibler: Meistens hat sie ein paar verschiedene Interessen, die sich im Hinterkopf zu Halbprojekten formieren und dahingären, bis sie reif sind, bis es hart auf hart kommt, dann kann Aloisia Moser in kürzester Zeit daraus etwas auf die Beine stellen. Sie ist sich sicher, so denken und planen viele Frauen.
Zitat: „Aus Gegenwind wird Rückenwind“.