PROF.IN

Mercedes Echerer

Bühnen- und Filmschauspielerin, Moderatorin, Produzentin, Herausgeberin, Leiterin der Plattformen EU-XXL Film und Die2, ehemalige EU-Abgeordnete, Gründerin und Proponentin des Europäischen Bürgerforums, Stimme des ORF III

Interview

Der Name Mercedes Echerer steht für vieles, vor allem für Mut: Mut, nach einem ersten Etappensieg aufs Ganze zu gehen und sich mit falschem Namen (erfolgreich!) für eine der vielen Auditions für die Musicalproduktion CATS zu bewerben; Mut, einen fixen und schönen Job beim Theater in der Josefstadt zu kündigen, um als freischaffende Künstlerin Neuland zu betreten; Mut, sich politisch so sehr zu engagieren, dass sie ins Europaparlament gewählt wurde und fünf Jahre blieb; Mut, sich immer wieder in neue Berufsfelder zu wagen, zu schreiben, zu inszenieren, zu produzieren; Mut, trotz aller Schwierigkeiten in diesen Berufen eine Familie zu gründen; Mut, ein Gastspiel in New York zu produzieren und zu spielen und schließlich Mut, sich im Jahr 2016 ihrer schweren Leukämie-Erkrankung zu stellen und diese Situation als neue Chance zu begreifen.

Die aus Linz stammende Mutter eines 25-jährigen Zwillingspärchens hat ihre Tanzausbildung am Landestheater Linz absolviert und kann auf viele Höhepunkte, aber auch Rückschläge zurückblicken. So hat sie nicht nur auf der Bühne, für Film und Fernsehen Haupt- und Nebenrollen gespielt, sondern auch selber gestaltet, Stücke geschrieben und inszeniert und als Gastgeberin der Ö1-Produktion Café Sonntag oder als Moderatorin bei den ORF-kunst-stücken Verantwortung übernommen. Meilensteine waren „Die (irr)witzige & (halb)seidene Karriere des Fräulein Erna“ und „Rumänisches Roulette“, das sie besonders liebt.

Prägend für die energische, fröhliche Künstlerin war ihre Schulzeit, in der sie bereits voll gearbeitet und gegen den Willen der meisten Lehrenden doch die Matura geschafft hat. Sie ermutigt, „Learning by doing“ als Wert zu verteidigen und sich nicht dafür zu schämen, keine Ausbildung an einer Hochschule genossen zu haben. Ihr wurde trotz dieser „Lücke“ 2015 der Professortitel als Berufstitel verliehen.

Oft hat sie sich zu schwierigen Themen geoutet und positives Feedback von Frauen aus dem Publikum oder auf der Straße erhalten. So hat sie offen kommuniziert, dass sie als Alleinerzieherin zwar einen Kindesvater hat, aber keinen Vater, der für die Kinder da ist. Mit der ihr innewohnenden Kraft hat sie den Spagat zwischen Muttersein und dem unregelmäßigen Künstler- und Politikerleben geschafft. Als die Zwillinge drei Jahre alt waren wurde Regisseur und Autor Rupert Henning ihr Lebensmensch und „Vater“ ihrer Zwillinge.

In ihrem Beruf ist sie oft Vorbild, besonders für Menschen, die gerade eine schwierige Zeit durchleben. Aber da gibt es auch noch den Menschen Mercedes.

„Erfolge feiern und Glamourfaktor sind zwar schön, aber es ist wichtig, auch Schattenseiten zuzulassen“, ermutigt sie. Ihr ist bewusst, dass sie jeden Tag in irgendeiner Weise versagen kann – das Leben ist ja an sich schon eine Herausforderung und oft eben kaum zu packen. „Schattenseiten zulassen, aufstehen, Krönchen richten und weitergehen“, appelliert sie.

Die Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Arbeitswelt sieht Echerer in skandinavischen Ländern und auch Frankreichs Großstädten stärker als in Österreich, wobei sie darüber hinaus ein Stadt-Land-Gefälle wahrnimmt. Um selbstbewusst künftige Ziele zu verfolgen ermutigt sie, einfach zu tun, was man sich vorgenommen hat, ohne dabei die Solidarität aus den Augen zu verlieren.

Sie sieht Bemühungen, Frauen in technischen Berufen öffentlich sichtbarer zu machen. Ein eindeutiges Zeichen, dass es an der Zeit ist, alte Rollenbilder zu verlassen. Wenn Frauen selbstbestimmt leben, heiraten und eine Familie gründen wollen, respektiert sie das zu 100 Prozent und findet es wunderbar – solange die Entscheidung von den Frauen selbst und ohne Druck von außen getroffen wird.

Familie und Freunde sind auch ihr Anker. Deren Liebe hat sie durch ihre schwere Erkrankung begleitet und durchgetragen. Einer Knochenmarksspende, sieben Monaten Krankenhausaufenthalt und einem halben Jahr Rekonvaleszenz verdankt sie ihre Rückkehr ins Leben und in ihren Beruf. Für die Zukunft wünscht sich Mercedes Echerer mehr Geduld und hat sich vorgenommen, sich mehr Zeit für die Familie zu nehmen, wieder zu tanzen und noch mehr zu gestalten.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre