Mag.

Renate Hackl

Gruppenleiterin Leistungen für Menschen mit Beeinträchtigungen, Sozialplanung und Innovation, Amt der Oö. Landesregierung - Direktion Soziales und Gesundheit, Abteilung Soziales

Renate Hackl setzt sich in ihrer Arbeit tagtäglich dafür ein, dass Menschen mit Beeinträchtigungen die bestmögliche Unterstützung für die Bewältigung ihres Alltags und ihre weitere Entwicklung bekommen. Die notwendigen Fähigkeiten, um verschiedene Interessen zu einer gemeinsamen Lösung zu vereinen, hat sie schon am elterlichen Hof in Niderkappel im Mühlviertel gelernt: Einerseits die Beharrlichkeit, um sich gegen drei Brüder durchzusetzen. Andererseits aber auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, damit etwas Größeres funktionieren kann – denn vorwärts geht es nur gemeinsam. Was noch hilft: Eine gute Prise Gelassenheit und Zuversicht – denn das Leben ist immer im Fluss und Veränderung immer auch eine Chance. 

Interview

Renate Hackl setzt sich in ihrer Arbeit tagtäglich dafür ein, dass Menschen mit Beeinträchtigungen die bestmögliche Unterstützung für die Bewältigung ihres Alltags und ihre weitere Entwicklung bekommen. Die notwendigen Fähigkeiten, um verschiedene Interessen zu einer gemeinsamen Lösung zu vereinen, hat sie schon am elterlichen Hof in Niderkappel im Mühlviertel gelernt: Einerseits die Beharrlichkeit, um sich gegen drei Brüder durchzusetzen. Andererseits aber auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, damit etwas Größeres funktionieren kann – denn vorwärts geht es nur gemeinsam. Was noch hilft: Eine gute Prise Gelassenheit und Zuversicht – denn das Leben ist immer im Fluss und Veränderung immer auch eine Chance. 

Interview:

Bitte erzählen Sie uns mehr über Ihre Tätigkeit!

Ich arbeite aktuell in der Sozialabteilung und bin dort zuständige Gruppenleiterin für Leistungen für Menschen mit Beeinträchtigungen, Sozialplanung und Innovation. Es geht darum, zu erheben, was Menschen mit Beeinträchtigungen benötigen und wie man für sie adäquate Dienstleistungen bereitstellen kann – trotz budgetärer Herausforderungen. 

Wer sind hier Ihre Hauptansprechpartner?

Das sind Geschäftsführer*Innen oder Mitarbeiter*Innen von Trägerorganisationen wie z.B. Caritas oder Lebenshilfe. Dann habe ich direkt mit Menschen mit Beeinträchtigungen zu tun – die sind natürlich an vielen Prozessen beteiligt. Außerdem Angehörigen und mit politischen Entscheidungsträgern. Manchmal auch mit den politischen Mitbewerbern, die Anfragen stellen und wissen wollen, wo die Reise hingeht.   

Sie arbeiten bereits seit 1996 in diesem Bereich – was macht Ihren Beruf spannend?

Meine berufliche Aktivität ist geprägt davon, dass sich Rahmenbedingungen für Menschen mit Beeinträchtigungen immer wieder ändern. Kaum ist ein Projekt abgeschlossen, beginnt man wieder etwas anderes neu zu strukturieren, neuzugestalten oder zu organisieren. Das ist eine Herausforderung, aber das macht meine Tätigkeit auch spannend. Aktuell haben wir zum Beispiel das Thema Arbeit und Inklusion, wo es darum geht, wie wir Menschen mit Beeinträchtigungen verstärkt aus dem geschützten Bereich heraus am ersten Arbeitsmarkt platzieren können. Gemeinsam mit Trägerorganisationen und Experten haben wir Maßnahmen entwickelt, die wir jetzt in die Umsetzung bringen. Das liebe ich an meiner Arbeit, dass man von der Idee bis zur Umsetzung dabei sein kann. Es geht einerseits darum, innovativ zu sein und neue Ideen zu entwickeln, andererseits aber auch darum, den Erfolg der Maßnahmen zu überwachen und bei Bedarf nachzubessern. 

Welche Eigenschaften braucht es Ihrer Meinung nach, um Ihren Job zu machen?

Das Wichtigste ist, dass man lösungsorientiert und gesprächsbereit ist. Ich stelle immer fest, dass ganz viele Dinge an der Kommunikation scheitern, weil man nicht mehr miteinander reden will, weil sich Fronten verhärten und Positionen verfestigen. Bis zu einem gewissen Grad ist Reibung schon wichtig, damit sich etwas verändern kann. Aber nach der Auseinandersetzung muss man wieder zurück ins Gespräch finden. Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit sind wichtig, aber man darf nicht um jeden Preis auf seiner Position beharren, es braucht Verständnis für die andere Seite. Wenn man offen für die Situation des Gegenübers bleibt, gleichzeitig klar kommuniziert, worum es genau geht und sich über ein gemeinsames Zielbild verständigen kann, dann ist schon viel gewonnen. 

Sie haben Inklusion am Arbeitsplatz als ein aktuelles Thema genannt – was braucht es hier noch?

Man muss Menschen mit Beeinträchtigungen die Möglichkeit geben, Chancen ergreifen zu können. Das bedeutet einerseits, dass man sie aus ihrer Behütung herausnimmt – die passiert einerseits durch Angehörige, aber genauso durch Mitarbeiter*innen in Einrichtungen. Manchmal muss man den Menschen mit Beeinträchtigungen einfach ihren Weg gehen lassen. Natürlich können sie da auch einmal scheitern. Dann muss man dafür sorgen, dass sie wieder in ihre vertraute Umgebung zurückkönnen. Es ist wichtig, ihnen Mut zu machen, Chancen zu ergreifen. Beim Zutrauen gibt es da aber oft noch viel Luft nach oben. 

Gibt es auf Seiten der Unternehmen noch Aufholbedarf?

Ich erlebe die Betriebe als sehr offen, wenn sie Kontakt mit Menschen mit Beeinträchtigungen haben. Daher bieten wir auch integrative Beschäftigungsformen an, bei denen Betriebe die Menschen erst kennenlernen können bevor sie angestellt werden. Wir bekommen oft die Rückmeldung, dass Menschen mit Beeinträchtigungen in den Unternehmen eine ganz wichtige Rolle einnehmen, einerseits weil sich das Betriebsklima positiv verändert und mehr Rücksicht aufeinander genommen wird. Andererseits stellen die Betriebe fest, dass die Menschen mit Beeinträchtigungen eine sehr hohe Loyalität aufweisen. Die sind unglaublich stolz darauf, dass sie für ihre Firma arbeiten dürfen. 

Was würden Sie jungen Frauen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, raten?

Ich glaube, es ist wesentlich, auf sich selbst zu vertrauen und bereit zu sein, sich menschlich weiter zu entwickeln. Dann ist man schon auf einem guten Weg. Es ist auch wichtig, sich selbst zu reflektieren – ohne, dass man dabei gleich in den Keller geht und sich selbst abwertet. Wenn man unsicher ist, braucht man jemanden, der einen kritisch reflektiert. Es geht um Feedback, das ehrlich und trotzdem wertschätzend ist. Man sollte einen Ansprechpartner finden, der einem offen sagt, woran man arbeiten sollte. Außerdem sollte man sich Konflikten stellen – ich persönlich habe am meisten in konfliktreichen Situationen dazu gelernt, denn die bringen einen dazu, eigene Grenzen und Annahmen in Frage zu stellen. 

Wenn Sie an Ihre langjährige Tätigkeit zurückdenken, auf welchen Erfolg sind Sie besonders stolz?

Ich war unglaublich stolz, als wir das Chancengleichheitsgesetz beschlossen haben und ich war extrem stolz als wir das erste Bundesland mit Bescheiden in einfacher Sprache waren. Wir waren oft in der Vorreiterrolle, deshalb haben wir unsere Neuerungen nicht zu sehr angepriesen, weil wir zugleich auch stark kritisiert und hinterfragt wurden. Einfache Sprache bei Bescheiden ist mittlerweile „state of the art“. Ich kann es insgesamt aber nicht auf ein paar einzelne Dinge reduzieren, weil es immer wieder Erfolge gibt, die mich stolz machen – und immer wieder neue Chancen, die sich auftun. 

Kurzfragebogen:

Familienstatus: Lebenspartner

Lieblingsgericht:  alles was grünen Spargel enthält.

Lebensmotto: im Fluss sein

Mein Ausgleich: Bogen schießen

Ich in drei Worten: packe an, lösungsorientiert, direkt (Humor kommt dabei nicht zu kurz)

Wenn ich einen Tag Sozialministerin wäre, würde ich einen Inklusionsfond einrichten, damit in Österreich die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen weiter vorangetrieben werden kann.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre