MAG.A

Lydia Haider

Schriftstellerin

Interview

Die 1985 in Steyr geborene, nun in Wien lebende Schriftstellerin Lydia Haider hat in Wien Germanistik und Philosophie studiert und feierte in den letzten Jahren die zwei Romandebüts ‘Kongregation’ und ‘Rotten’. Eine neue kühne Literaturstimme, die mit unerhörter Sprache außerordentlichen Inhalt preisgibt.

Die Autorin stammt aus der Nähe von Mauthausen und wurde jung Mutter von zwei Söhnen. Ihre Themen sind die Schlechtigkeiten des Menschen, die Mythen des Alten Testaments, die übermächtige Präsenz des ehemaligen Konzentrationslagers und die unerbittlichen Werke Gottes.

Romane zu schreiben braucht Zeit und Muße und Haider beschreibt dieses Kapitel ihres Lebens als Highlight und Zäsur zugleich. In jungen Jahren bekam sie ihre beiden Söhne und erinnert sich: „Das Highlight war weniger die Geburt selbst, sondern die Erkenntnis, dass ein Kind vollständig „entsubjektiviert“, dass man sich regelrecht auflöst und dass es mühsam ist, sich dieses Subjekt, also sich selbst, wieder zurückzuholen, zu erarbeiten. Und das, was danach „wiederaufersteht“, ist natürlich ein besonders gestärktes Subjekt, ein Subjekt, das sich selbst und die Zeit, die es für sich hat, anders bewertet als zuvor.“

Ihr sprachlicher Mut, die inhaltliche Bedenkenlosigkeit und Ungeniertheit schaffen einen unverkennbaren Sound ihrer Romansprache. Halsbrecherisch, ätzend, aufregend und ungebärdig sind nur einige Worte, die diesen literarischen Stil beschreiben.

Lydia Haider beschreibt sich selbst als eine widersprüchliche Person, die größte Menschenhasserin, die doch zugleich die größte Philanthopin ist. Sie sucht das Menschliche und braucht und liebt es. „Ich bin eigentlich alles – außer in der Mitte. Mittelmaß finde ich abscheulich“, so die Künstlerin.

Die Frau der Zukunft sieht sie ins goldene Matriarchat steuern. Eine logische und naturgegebene Bewegung, wie sie meint. Selbstwert ist für sie die Grundessenz jeglichen künstlerischen Arbeitens. Die völlige Überzeugung hinter den persönlichen Werken zu erkennen ist entscheidend, um auch so manchen Gegenwind, Verärgerung und Widerstand einer Mehrheitsgesellschaft in Kauf zu nehmen.

Bestärkt wird Frau im Selbstvertrauen, durch die Vorbildnahme anderer Frauen. Sie spricht Themen face to face an und lehnt Social Media eher ab. Sie meint, dass Weiterentwicklung nicht unbedingt mit einer Veränderung im Außen zu tun hat. Sie geht lieber in sich und schaut, dass sie in ihren inneren Welten etwas erlebt und damit Veränderung bewirkt.

Gesellschaftlich gesehen ist die Buchautorin mit ihrer direkten Sprache sehr mutig, sie selbst würde das jedoch nie sagen. In ihren Lesungen performt sie vor Publikum stimmverzerrend, laut, halsbrecherisch und mit perfekt inszeniertem Ausdruck über die grotesken Stellen ihrer Romane. Für sie ist es selbstverständlich, Grenzen zu überschreiten und sich vor nichts zu fürchten. Diese Brise MUT sollte man sich mittels ihrer Bücher definitiv anlesen.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre