Sie haben nach Ihrem Jus-Studium fünf Jahre als Wirtschaftsredakteurin bei den OÖN gearbeitet, bevor Sie zusammen mit Dr. Obermüller Ihre Agentur rubicom gegründet haben. Warum haben Sie sich für die Selbständigkeit entschieden?
Das Jus-Studium habe ich durchgezogen, aber es war nie meine große Leidenschaft. Daher bin ich nach dem Gerichtsjahr relativ rasch in die Kommunikation gegangen. Ich habe in meinem Leben eine einzige Bewerbung geschickt, das war die an die OÖN. Ich war fünf Jahre lang in der Wirtschaftsredaktion und habe das Rüstzeug gelernt für alles rund um Journalismus, Meinung und Medienlandschaft. Ich bin aber eine unglaublich unternehmerische Person. Mir war schon immer sehr wichtig, mein eigenes berufliches Umfeld zu schaffen, das mir möglichst viel an gestalterischen Freiheiten gibt. Natürlich ist es wichtig bei jedem Schritt in die Selbständigkeit, auch das unternehmerische Risiko abzuwägen. Aber bei mir gilt in vielen Fällen „Risiko vor Reue“. Ich möchte mir später nicht vorwerfen müssen, etwas nicht probiert zu haben, was mir ein wirkliches Anliegen ist
Wie sind Sie auf das Thema Unternehmensgeschichte gekommen?
Ich habe im beruflichen Kontext Gerhard Obermüller kennengelernt – er hat als Marketingchef einer Bank gearbeitet und wollte wieder zurück zu seinen Wurzeln als Historiker. Gemeinsam haben wir die Idee entwickelt, eine professionelle Struktur aufzubauen, die Institutionen und Unternehmen dabei hilft, ihre Geschichte wirklich kennenzulernen – und dann auch in der Kommunikation bestmöglich auszuspielen. Unser Gründungskunde war die damalige Landesnervenklinik Wagner-Jauregg. Ein herausfordernder Start, der auch unsere weitere Entwicklung als Unternehmen geprägt hat, weil wir bis heute ein sehr starkes Standbein im Gesundheitsbereich haben.
Wie sieht Ihre Arbeit konkret aus?
Unser Job ist sehr herausfordernd. Man muss einerseits wissenschaftlich fundiert und mit viel Sachverstand recherchieren können. Auf der anderen Seite geht es auch darum, Rechercheergebnisse medial so darzustellen, dass sie anschlussfähig an heutige Zielgruppen sind. Wir haben daher unter anderem schon sehr bald begonnen, digitale Medien in unserer Arbeit einzusetzen. Wir sehen uns an der Schnittstelle zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und sehen uns stark in der Geschichtsvermittlung. Wir denken nicht nur rückwärtsgewandt, sondern überlegen mit unseren Kund*Innen, welche Erkenntnisse aus der Geschichte für heute und morgen relevant sind. Oft leiten wir aus der Geschichte historisch gewachsene Werte ab, die mitunter überraschend sind. Da kommen oft ganz authentische, wirklich greifbare Dinge zum Vorschein, wir sind da nahe an der DNA von Unternehmen
Wieso ist es für Unternehmen und Institutionen wichtig, sich auch den dunklen Kapiteln ihrer Geschichte zu stellen?
In Österreich betrifft das in den allermeisten Fällen die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Hier hat sich auch in den letzten Jahrzehnten sehr viel verändert, Kund*Innen treten heute mit dem expliziten Wunsch an uns heran, dieses Kapitel umfassend aufzuarbeiten. Jeder, der im Jahr 2024 an der Spitze eines Unternehmens steht, weiß, dass man dieses Thema heute nicht mehr unter den Teppich kehrt. Es gehört zur Corporate Social Responsibility, mit der eigenen Geschichte verantwortungsbewusst umzugehen. Man kann nur authentisch und souverän kommunizieren, wenn man selbst Klarheit über die eigene Geschichte hat. Hier ist der Vorteil, dass wir Historiker im Team haben und eine fundierte Expertise einbringen können.
Welchen Tipp können Sie jungen Menschen geben, die darüber nachdenken, sich selbständig zu machen?
Man sollte auf die Impulse hören, die man spürt – bei mir war es der Wunsch, eine Nische in der Kommunikation zu besetzen, mir eine eigene Berufswelt zu kreieren und damit eine interessante, berufliche Bühne zu haben. Ganz wichtig finde ich, dass man sich früh im Prozess der Entscheidungsfindung Hilfe holt und Beratung in Anspruch nimmt, statt alles mit sich selbst auszumachen. Auch Gespräche mit vertrauten Menschen können helfen, näher an die eigenen Ressourcen und Begabungen zu kommen und diese dann im Beruf einzusetzen.
Wenn Sie in Ihre eigene Zukunft blicken, wo soll es hingehen?
Ich habe den Eindruck, dass ich beruflich gerade erst in meine beste Zeit komme. Jetzt erst kumuliert vieles aus meiner eigenen Biographie und ich kann aus ganz viel Erfahrungen und meinem über viele Jahre gewachsenen Netzwerk schöpfen. Es ist mir wichtig, mich ständig weiterzuentwickeln. Gerade bin ich in einer herausfordernden Ausbildung zur Mediensprecherin, in der ich lerne, die Ressource meiner eigenen Stimme noch besser auszuschöpfen.
Kurzfragebogen:
Familienstatus: verheiratet
Lieblingsgericht: Als Genussmensch möchte ich mich hier gar nicht festlegen müssen.
Lebensmotto: „Suaviter in modo, fortiter in re.“ – Angenehm im Ausdruck, klar in der Botschaft. Das ist mir auch in der Beratung sehr wichtig. Je weniger klar man kommuniziert, was man möchte, welche Bedürfnisse man hat oder was einen stört, desto unübersichtlicher, anstrengender und emotional aufwühlender wird das Leben.
Mein Ausgleich: Kleine und große Reisen mit meinem Mann, Gespräche im Freundeskreis, ein gutes Buch
Ich in drei Worten: reflektiert, mutig und kreativ
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre, … würde ich mich dafür einsetzen, dass Frauen für gleiche Arbeit auch in allen Branchen gleiche finanzielle Anerkennung bekommen wie ihre männlichen Kollegen.