Mag. Dr.

Irmgard Pracher

Rechtsanwältin

Die Rechtsanwältin Mag. Dr. Irmgard Pracher hat als Leiterin von Rechtsabteilungen in verschiedenen Unternehmen jahrelange Erfahrung in den verschiedensten Rechtsbereichen gesammelt. Zuletzt in der Brau Union Österreich AG, während dieser Zeit entwickelte sich die Begeisterung für Kartellrecht und Wettbewerbsrecht. Ihre Freude am Argumentieren und ihre umfassende Praxiserfahrung setzt die gebürtige Bad Goiserin nun seit April 2024 im Team der LeitnerLaw Rechtsanwälte in Linz ein, um ihre Mandant*innen in sämtlichen Bereichen des Arbeitsrechts zu unterstützen und die Bereiche Kartellrecht und Wettbewerbsrecht aufzubauen. An ihrer Arbeit liebt sie nicht nur das Analysieren von Problemen, um Lösungen zu erarbeiten, sondern vor allem den Umgang mit Menschen.

Interview

Frau Mag. Dr. Pracher, wieso haben Sie sich für das Jus-Studium entschieden?

Ich habe eigentlich mit dem Studium der Politikwissenschaften gestartet, weil mir schon immer das Argumentieren für ein Thema sehr viel Spaß gemacht hat. Über die Politikwissenschaft bin ich dann zu Jus gekommen und bin dort dann hängengeblieben.

Jus hat oft den Ruf, langweilig oder trocken zu sein…

Dann entgegne ich, dass es ja nicht um das Auswendiglernen von Paragraphen geht, sondern man muss das Gesetz richtig anwenden. Da wird es dann herausfordernd. Es beginnt damit, ein Problem überhaupt mal richtig zu verstehen und dann richtig einzuordnen, sozusagen die richtige Schublade aufzumachen, um eine Lösung zu finden.

Sie haben sich nach dem Studium für die Privatwirtschaft entschieden und in verschiedenen Unternehmen gearbeitet, zuletzt als Leiterin der Rechtsabteilung bei der Brau Union Österreich AG. Was waren dort Ihre Aufgaben?

Bei der FMT in Wels war der Fokus sehr stark auf Vertragsrecht und Projektgeschäft. Was mir viel Spaß gemacht hat, war das Verhandeln direkt mit den Kund*innen. Ich war zu dieser Zeit auch viel auf Dienstreisen, weil mich die Kollegen oft zum Kunden mitgenommen haben, das war super abwechslungsreich. Dabei erlebte ich, wie es ist, sich als Frau im sehr männerlastigen Industriebereich zu behaupten, das war nicht immer leicht, aber lehrreich. Aber die Arbeit war auf Dauer doch etwas einseitig. Bei der Brau Union hingegen hatte ich viel mehr Abwechslung. Ich habe dort auch meine Begeisterung für das Kartellrecht entdeckt, das dort aufgrund der sehr starken Marktstellung in fast jedes Thema mit hineinspielt. Außerdem konnte ich sehr viel über das Thema Nachhaltigkeit lernen, das in den letzten Jahren für Unternehmen immer wichtiger geworden ist. Das sind genau die Bereiche, die ich jetzt als Anwältin weiter betreuen und bei LeitnerLaw vorantreiben und nachhaltig aufbauen möchte.

Stichwort Nachhaltigkeit: Um welche rechtlichen Themen geht es hier?

Rund um das Thema gibt es viele Bereiche, wo Unternehmen oft noch gar nicht genau wissen, wie sie damit umgehen sollen. Zurzeit geht es darum, Unternehmen gut auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung vorzubereiten. Bei einigen Vorschriften ist noch unklar, wie diese künftig anzuwenden sind, insbesondere, wie in Zukunft Informationen gesammelt werden, um die Vorgaben der Bestimmungen zu Lieferkettengesetz, Entwaldungsverordnung usw. zu erfüllen. Das ist sozusagen „Pionierarbeit“. Beim Nachhaltigkeitsrecht spielt insbesondere das Wettbewerbsrecht eine Rolle. Es wäre eine unfaire Praktik, wenn ein Unternehmen ihre Produkte oder Leistungen ohne konkrete Nachweise als „nachhaltig“ darstellt, das wäre klassisches Greenwashing. Gleiches gilt für Pinkwashing: Ein Unternehmen präsentiert sich als besonders sozial und divers, obwohl das nicht den Tatsachen entspricht. Bei all diesen Themen möchten wir unsere Mandant*innen mit Aufklärung und fundierter Beratung unterstützen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Mir gefällt es, anderen zu helfen und etwas gestalten zu können. Wenn ein Mandant mit einem Problem kommt und wir Juristen dürfen helfen, dieses Problem zu lösen – das meine ich mit Gestalten. Abgesehen davon mag ich die Arbeit mit Menschen. Ich brauche den sozialen Austausch.

Was würden Sie jungen Menschen auf der Suche nach Ihrem Beruf raten?

Sie sollten sich nicht stressen lassen, sondern einfach fragen, was sie gerne machen und wo ihre Stärken liegen, was ihnen Spaß macht. Das ist oft schwierig genug zu beantworten – auch für uns Erwachsene. Manchmal ändert sich das im Laufe der Zeit. Man kann auch mit 40 noch einmal neu anfangen – man muss nicht in dem Job, den man gelernt hat, bis zur Pension gefangen bleiben. Ich denke, man spürt sehr genau, wenn es nicht mehr passt. Es ist wichtig, dass man sich und seinen eigenen Werten treu bleibt. Es geht also nicht nur um den Mut, etwas Neues zu probieren – sondern auch die Vorstufe dazu: Den Mut zu haben, zu erkennen, dass man in ein Umfeld nicht mehr hinpasst und nicht mehr weiterkommt. Ich muss mich mit dem, was ich tue, identifizieren können und fände es schade, wenn man hier nur ein „Mitläufer“ ist. Das war ich sicher nie in meinem Leben.

Steckbrief


Familienstatus: 
verheiratet
Lieblingsgericht: 
Ich habe kein spezifisches Lieblingsgericht, aber ich liebe alles, was vom Griller kommt, egal ob Fleisch oder Gemüse.
Lebensmotto: 
Bleib dir selbst treu.
Mein Ausgleich:  Bewegung draußen –Sport, Wandern, Skitouren; aber auch, mich um mein Zuhause kümmern
Ich in drei Worten: 
ehrgeizig, vertrauenswürdig, verlässlich, ehrlich und gemütlich
Wenn ich einen Tag Justizministerin wäre… 
Ich würde den Wechsel zwischen Privatwirtschaft und Rechtsanwalt einfacher gestalten, z.B. die Pensionsregelung angleichen. Generell sollte der Rechtsanwaltsberuf auch für Frauen attraktiver gemacht werden. Es fällt ja auf, dass es zwar viele Rechtsanwaltsanwärterinnen gibt, aber dann viele nach Abschluss der Ausbildung sich in die Privatwirtschaft verabschieden.

Name
Familie
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre