Anna Maria Hochhauser begann ihre Karriere 1971 als Praktikantin in der Oberösterreichischen Landesregierung, hat während ihrer Karenzzeit ein Jurastudium begonnen, das sie 1991 abgeschlossen hat und ist heute Generalsekretärin der Österreichischen Wirtschaftskammer und daneben noch in vielen Aufsichtsräten tätig.
Entspannt, gelöst und hellwach erzählt sie auf einer Fahrt von Wien nach Hause die Geschichte ihres Lebens. Nicht Karriereplanung oder Aufopferung für den Beruf standen im Fokus, sondern Leidenschaft, Neugierde, Zufälle und sie unterstützende Menschen, die Bereicherung eines intakten Familienlebens, ein liebevoller Ehemann, der Stolz, ihrer Tochter eine solide Zukunft ermöglicht zu haben, die Liebe zum Skifahren und die Freude darüber, heute Wichtiges für den Wohlstand der gesamten österreichischen Gesellschaft tun zu können.
Das Leben misst Hochhauser nicht in Karriereschritten, sondern in Lebensabschnitten, die in sich abgeschlossen werden müssen und an deren Ende immer das Unbekannte eines neuen Zeitabschnittes, nicht eine neue Position steht. Nicht Mut, sondern eher Naivität, Zeitflexibilität, Neugierde und auf ganzheitlicher Basis getroffene Prioritäten haben sie dorthin gebracht, wo sie heute steht. Das Leben bestehe nicht nur aus Arbeit oder Familie, sondern in der Balance dieser zwei Welten, ist Hochhauser überzeugt. Die in der hektischen Welt von heute viel beschworene Work-Life-Balance scheint für sie die normalste Sache der Welt zu sein, instinktiv gefühlt und konsequent umgesetzt.
Etwas mit Leidenschaft zu tun, aber gleichzeitig die Dinge fließen und geschehen zu lassen, Zufälle als Gelegenheiten zu nutzen, nicht zu müssen, mit der Ungewissheit und sogar mit einem Scheitern leben zu können, ohne dies als persönliche Niederlage zu empfinden, sind tief in ihr verwurzelte Lebensprinzipien und ermöglichen es ihr, bei all der Belastung und engstem Terminplan gelassen zu bleiben.
Auf die Frage, ob es in Österreich besonders gute Bedingungen für Frauenkarrieren gibt meint sie, dass in Ost- und Nordeuropa zwar teilweise viel mehr für die Chancengleichheit getan werde, dass aber in Österreich schon sehr früh damit begonnen wurde, die Selbständigkeit von Frauen zu fördern, auf Selbstverantwortung zu bauen, Abhängigkeiten abzubauen, zu einen statt zu trennen und vor allem Voraussetzungen zu schaffen, um Privatleben und Beruf in Balance bringen zu können. Das sieht sie langfristig als wirksamer und erfüllender, als soziale und politische Zwänge.
Für Hochhauser ist es absolut klar, dass eine funktionierende Wirtschaft die Grundlage des Wohlstandes und damit des Friedens ist. Dass diese Wirtschaft mehr selbstbewusste Frauen benötigt, steht für sie aber ebenso fest und dort sieht sie auch die größten Chancen für Frauen. Nicht die Gleichstellung sei das Ziel, sondern eine Balance zwischen männlichen und weiblichen Konzepten und Strategien, als Vision sozusagen, ein Yin & Yang männlicher und weiblicher Perspektiven und Lebenskonzepte, das miteinander fließt, sich bewegt und verändert, sich gegenseitig ergänzt und befruchtet und Energiekreisläufe schließt.
Für die Zukunft wünscht sich Hochhauser, dass bei der hektischen Jagd nach Aufmerksamkeit in einer sich immer schneller drehenden, globalisierten und digitalisierten Welt das Bewusstsein für Traditionen und Werte, für Ausgeglichenheit, für ein Miteinander, für mehr gegenseitige Verantwortung und Familiensinn viel mehr Gewicht erhält, dass mehr in Lebensabschnitten gelebt wird, dass lineare Konzepte Platz machen für Netzwerke und gegenseitigen Respekt. Für sie scheint dies die große Chance für Frauen zu sein, aus dieser Welt eine bessere zu machen.