MAG.A

Ruzika Milicevic

Integrationsexpertin, Literatin, Künstlerin

Mag. Ružica Miličević ist Integrationsexpertin, Literatin, Künstlerin. Viele kennen sie auch unter dem Namen „die Kämpferin“ – und dieser Name ist in Ružica Milicevics Leben Programm. 1992 flüchtete die in Bosnien und Herzegowina geborene Kroatin nach Österreich. In kürzester Zeit lernte die studierte Soziologin perfekt Deutsch und nahm schon 1993 ihre ehrenamtliche Tätigkeit in der Flüchtlingsbetreuung auf. Heute leitet die dreifache Mutter das regionale Kompetenzzentrum für Integration und Diversität im Bezirk Gmunden und ist gefragte Expertin rund um die Themen Rassismus, Integration und Heimat & Identität. Für ihr Engagement wurde Ružica Milicevic 2018 sogar mit der Verdienstmedaille des Landes Oberösterreich ausgezeichnet.

Interview

Mag. Ružica Miličević ist Integrationsexpertin, Literatin, Künstlerin. Viele kennen sie auch unter dem Namen „die Kämpferin“ – und dieser Name ist in Ružica Milicevics Leben Programm. 1992 flüchtete die in Bosnien und Herzegowina geborene Kroatin nach Österreich. In kürzester Zeit lernte die studierte Soziologin perfekt Deutsch und nahm schon 1993 ihre ehrenamtliche Tätigkeit in der Flüchtlingsbetreuung auf. Heute leitet die dreifache Mutter das regionale Kompetenzzentrum für Integration und Diversität im Bezirk Gmunden und ist gefragte Expertin rund um die Themen Rassismus, Integration und Heimat & Identität. Für ihr Engagement wurde Ružica Milicevic 2018 sogar mit der Verdienstmedaille des Landes Oberösterreich ausgezeichnet.

 

FRAGE MUTmacherinnen – Aufgrund der politischen Ereignisse mussten Sie 1992 aus Sarajevo fliehen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

 Mag.a Ružica Miličević – Diese Zeit war die schwerste meines Lebens. Ich war nicht nur geographisch 4 Jahre von meinem Geburtsort abgeschnitten, sondern auch sprachlich. Ich kam ohne Deutschkenntnisse nach Österreich, und musste die Sprache zur Gänze hier erlernen. Abgeschnitten von meinem sozialen Leben, verbrachte ich die erste Zeit in Isolation und Einsamkeit, Gefühle wie Wut und Trauer wurden zum Alltag. Auch das schlechte Gewissen gegenüber den Hinterbliebenen wuchs stetig.

  

FRAGE MUTmacherinnen – Wie schwer oder einfach ist es Ihrer Meinung nach, sich in Österreich zu integrieren? Erkennen Sie kulturelle Unterschiede einzelner Migrantengruppen?

 Mag.a Ružica Miličević – Die Integration in die österreichische Gesellschaft besteht aus mehreren Phasen, das Erlernen der Sprache, Finden von Arbeit und Wohnung, und schließlich das Schaffen von einem positiven sozialen Umfeld. Auch bei einem erfolgreichen Abschluss dieser Stufen, kann die Integration scheitern. Der wichtigste Bestandteil ist, Beziehungen zu Menschen mit österreichischer Herkunft zu haben, denn da werden Sprache und Kultur erst wirklich zum Thema. Kulturelle Unterschiede einzelner Migrantengruppen sind vorauszusetzen, diese lassen sich zumeist aber auf Religion und dahingehend Tradition zurückführen. Oftmals sind Migranten, die zuvor in Großstädten gelebt haben, einander ähnlich, genau wie jene die aus kleinen Dörfern kommen – unabhängig des Herkunftslandes.

 

 FRAGE MUTmacherinnen – Sie sind Expertin im Bereich Integration und darin kulturelle Barrieren abzubauen. Können Sie uns einen Einblick in Ihre tägliche Arbeit geben?

 Mag.a Ružica Miličević – Meine Tätigkeit ist sehr vielseitig und besteht zu gleichen Teilen aus Büroarbeit und dem Wahrnehmen von Terminen in allen Gemeinden im Bezirk Gmunden. Als Prozessbegleiterin führe ich viele Gespräche mit PolitikerInnen, MitarbeiterInnen aus der Verwaltung, ehrenamtlichen HelferInnen und VertreterInnen aller Regelsysteme. Das gemeinsame Ausarbeiten von Ideen und Erstellen von Konzepten, sowie die Analyse von möglichen Problemen und das Finden von Lösungen, machen den Hauptbestandteil meiner Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gemeinden aus. Auch das Erschließen von Zusammenhängen und die Vernetzung von Menschen mit ähnlichen Zielen sind ein großer Teil meines Alltags.

 

 FRAGE MUTmacherinnen – Ist es manchmal schwer, eine emotionale Distanz zu den Menschen, die Sie beraten und zu ihren Schicksalen zu bewahren?

 Mag.a Ružica Miličević – Ja, es ist für mich deshalb so schwierig, weil Ich mit vielen meiner KlientInnen ein Schicksal teile, oder zumindest etwas Ähnliches bereits erlebt habe. Dadurch fällt es mir nicht leicht am Ende eines Arbeitstages alles stehen und liegen zu lassen. Viele der Geschichten, die ich höre, bleiben mir im Hinterkopf, meine Art diese zu verarbeiten ist mein literarisches Tun. Andererseits treffen diese Leute auf Verständnis und durch dieses Verbundenheitsgefühl öffnen sie sich mir gegenüber oft etwas einfacher. Ich kann ihre Gedanken und Wünsche nachvollziehen und ihnen dadurch besser helfen.

 

 FRAGE MUTmacherinnen – Sie sind seit beinahe 2 Jahrzehnte wohnhaft in Österreich und haben Ihre Kinder hier großgezogen. Fühlen Sie sich als Österreicherin?

Mag.a Ružica Miličević – Ich fühle mich als österreichische Kroatin. Positives aus meinem Herkunftsland habe ich so belassen, genau wie ich Neues aus der österreichischen Kultur aufgenommen und mich integriert habe. Um es bildlich zu beschreiben: in meinem Kleiderschrank hängen mehrere Dirndlkleider, am liebsten koche ich aber Burek (Strudel mit Fleisch), für den ich unter Freunden mit und ohne Migrationshintergrund bekannt bin.

Ich bin kein Freund des Schubladendenkens und würde mich der Einfachheit halber, als Europäerin bezeichnen. Beide Identitäten sind Teil meines Seins, und ich schätze sie im selben Maß.

 

 FRAGE MUTmacherinnen – Sie verfolgen nicht nur im Bereich Integration eine Mission; Sie verwirklichen sich auch als Schriftstellerin und Malerin. Schöpfen Sie Mut aus Ihrer kreativen Tätigkeit?

 Mag.a Ružica Miličević – Es ist eine Wechselwirkung, ich schöpfe Inspiration aus meiner Arbeit, und verarbeite meine Gefühle in meiner Literatur und meinen Gemälden. Die Kunst ist mein Zufluchtsort, meine Oase, ohne meine Arbeit würde diese aber nicht so blühen. Das Schreiben und Zeichnen sind so gesehen meine dritte Heimat.

 

 FRAGE MUTmacherinnen – Abseits Ihres Berufs – was macht Sie glücklich?

Mag.a Ružica Miličević – Meine Familie, meine Heimaten inklusive meines derzeitigen Wohnortes Bad Ischl. Ich schätze begeisterungsfähige Menschen, Achtsamkeit, Toleranz und das Ausleben meiner kreativen Ader.

Die Vielfältigkeit von Kulturen und Gruppierungen und das Finden eines gemeinsamen Nenners und Überschneidungen die uns verbinden.

 

Name: Mag.a Ružica Miličević

Familienstatus: verheiratet, drei Kinder

Lieblingsessen: Spinatstrudel mit Schafskäse

Ružica Miličević in drei Worten: kreativ, motiviert, engagiert

Wenn ich einen Tag lang Frauenministerin wäre…: würde ich für ein Schließen der Gehaltsschere zwischen Männer und Frauen stärker eintreten, und dafür sorgen dass Karenzzeit als Arbeitszeit angerechnet wird.

 

Name
Mag. Ružica Miličević
Familie
verheiratet, drei Kinder
Lieblingsort
Lebensmotto
Mein Ausgleich
Ich in drei Worten
Wenn ich einen Tag Frauenministerin wäre
würde ich für ein Schließen der Gehaltsschere zwischen Männer und Frauen stärker eintreten, und dafür sorgen dass Karenzzeit als Arbeitszeit angerechnet wird.