Können Sie bitte Ihren Werdegang in Stationen und markanten Weggabelungen kurz skizzieren?
Ich habe in Wien und Graz Medizin studiert und 1996 promoviert. Danach habe ich meinen Turnus in Graz und Linz absolviert. Seit Anfang 2000 bin ich als Allgemeinmediziner tätig, wobei ich mich unter anderem auf Präventivmedizin, ästhetische Eingriffe, TCM, Akupunktur und Mesotherapie spezialisiert habe. 2003 gründete ich die Gesellschaft für Mesotherapie in Österreich. Darüber hinaus arbeite ich als Lehrkraft an Ausbildungsstätten für Pflegeberufe und halte Vorträge.
Wie positionieren Sie sich heute in Ihrem Beruf, wie definieren Sie die Tätigkeit als Ärztin und Ihre Funktion in der Öffentlichkeit?
Ich nehme meinen Arztberuf sehr ernst und trete meinen Patienten mit Wertschätzung gegenüber. Ich glaube, in den letzten Jahren hat sich die Medizin von einer paternalistischen zu einer partnerschaftlichen Beziehung verändert. Das Wichtigste ist das Zuhören und auch das Mutmachen ist hier ganz hoch im Kurs. Die Medizin sollte sich nicht nur auf organische Leiden fokussieren, sondern immer die Seele einbeziehen.
In meiner Arbeit ist es mir stets wichtig, mein Wissen und meine Erfahrungen an Kolleginnen und Kollegen weiter zu geben sowie in meiner täglichen Arbeit einen Austausch und fachliche Ergänzung mit meinen Kollegen auf Augenhöhe zu pflegen, damit meine Patienten die beste Lösung bekommen.
In der Gesellschaft sehen mich viele durch meine kritisch-realistische Sichtweise, Offenheit und Kommunikationsfähigkeit als willkommenen Kontakt und Gesprächspartner bei Veranstaltungen und Treffen – egal mit welcher Berufsgruppe oder in welchem Umfeld.
Haben Sie in Ihrer Tätigkeit je einen Unterschied zwischen Mann und Frau wahrgenommen?
In meiner langjährigen Tätigkeit hat es nie eine Rolle gespielt, ob ich ein Mann oder eine Frau
bin. Auch nicht in meiner Ausbildung.
Wurden Sie in Ihrem beruflichen Werden je durch Ihr Frausein in die Schranken gewiesen oder sind Sie dadurch je in Ihrer Karriere ausgebremst worden?
Ich habe mich eigentlich immer gleichgestellt und mich nie unterbuttern lassen. Ich war die erste Frau, die in Katar unterrichtet hat und auch dort hat man mich nicht spüren lassen, dass ich eine Frau bin, sondern mir nur große Wertschätzung entgegengebracht und mich in meiner Profession als Arzt gesehen.
In welchen Situationen Ihrer bisherigen Laufbahn hat man Ihnen Mut gemacht?
In meiner Entwicklung und Berufswahl hat mich sicher immer eine Frau gestärkt:
nämlich meine Mutter. Wann immer ich geglaubt habe, ich erreiche meine Ziele nicht, hat sie mich gestärkt und gesagt: „Alles was du dir vornimmst, wirst du auch schaffen.“
In welchem Bereich würden Sie jungen Frauen aus heutiger Sicht gerne Mut machen?
Mut zur Selbstständigkeit: Das würde ich den jungen Damen raten. In meinem Fall hat
mir das die absolute Unabhängigkeit gebracht und dafür würde ich auch bei anderen
Frauen plädieren.
Name: Sabine Wied-Baumgartner
Familienstatus: Ich bin verheiratet und Mutter zweier erwachsener Söhne.
Lieblingsgericht: Hascheeknödel
Lebensmotto: Lebe nicht in der Vergangenheit, lebe im Jetzt!
Mein Ausgleich: ist die Musik.
Ich in vier Worten: willensstark, offen, politisch unabhängig
Meine Gedanken zu Frauenpolitik: Die Autonomie der Frau sollte nicht durch Politik bestimmt werden. Ich glaube, dass uns Gesetze hier nicht weiterbringen. |